Sagen Sie immer die Wahrheit?
Robert, Freda und ihre Gäste versuchen es, und decken nach und nach die Geheimnisse um Martins Selbstmord auf. Doch wie viel Wahrheit vertragen eine Ehe, eine Freundschaft, ein gemeinsames Geschäft?

Der Verleger Robert Caplan und seine Frau Freda empfangen eine Abendgesellschaft. Das Gespräch plätschert zwanglos dahin, bis Martins Zigarettenkästchen ins Spiel kommt. Martin, der Bruder, der Liebhaber, der Geschäftspartner. Martin, der sich erschossen hat. Martin, immer wieder Martin, um den sich alles dreht in diesem Stück… Was harmlos beginnt, endet überhaupt nicht so, wie man es am Anfang noch erwartet: nett und unverbindlich.

Alle Beteiligten offenbaren sich im Lauf des Stücks, lassen hinter die Fassade blicken. Liebesbeziehungen werden aufgedeckt, Abhängigkeiten offengelegt. Wir stellen uns die Fragen: Was ist Wahrheit? Gibt es DIE Wahrheit? Und wie viel Wahrheit vertragen eine Ehe, eine Freundschaft, ein gemeinsames Geschäft? Die Inszenierung der dramateure zürich will diesen Fragen nachspüren. Die Figuren handeln nebeneinander, miteinander, zuweilen taktieren sie, aber über allem steht das Bedürfnis, sich dem Gegenüber mitzuteilen, endlich zu erzählen, wie es in einem drin aussieht.

Es ist nicht das Überspitzte, das Spektakuläre, das dieses Kriminalstück so spannend macht, es ist das alltägliche menschliche Verlangen nach Verständnis und Anerkennung. Die Figuren meinen, ihre Sicht der Dinge müsse auf die eine oder andere Art auf den Tisch, denn nichts zu sagen oder nichts zu tun, ist letztendlich ein Schuldeingeständnis. Und wer weiss, vielleicht halten uns die Figuren aus „Gefährliche Kurve“ auch gelegentlich den Spiegel vor?

Die dramateure zürich  sind seit 2011 ein Theaterverein und eines der jüngsten Mitglieder des RVA. Das Ensemble ist akademisch geprägt, international und entstand ursprünglich aus Studenten. Sie legen Wert auf ansprechende und werkgetreue Inszenierungen. Jedes Jahr kommen ein bis zwei Stücke bekannter internationaler Autoren aus unterschiedlichen Epochen zur Aufführung. Aufführungssprache ist immer Hochdeutsch. Für das Stück „Gefährliche Kurve“ konnten sie die Luzerner Regisseurin Brigitte Amrein mit ins Boot ziehen.

„Das Ensemble besteht aus langjährigen Theaterspielerinnen und –Spielern, die einerseits über eine grosse Spielerfahrung verfügen, andererseits durch ihren beruflichen Background als Theaterwissenschaftlerin, Philosophiestudent oder Autor über ein grosses Wissen verfügen, wie man mit Texten umgehen kann. Man spürt die Lust am Spiel, aber auch am Verhandeln der grossen Themen im Leben. Die Szenen werden nicht nur aus der Intention heraus gespielt sondern auch intellektuell beleuchtet.“ sagt Amrein.

Mit dem Kriminaldrama „Gefährliche Kurve“ eroberte John B. Priestley 1932 die Londoner Bühne im Sturm. Das Stück legt eine Reihe von Merkmalen an den Tag, die auch Priestleys spätere Dramen kennzeichnen: Es spielt in einem einzigen Zimmer innerhalb einer kurzen Zeitspanne, handelt von der englischen Mittelschicht, enthält eine gute Portion Sozialkritik und hat bei aller Realitätsnähe ein spannendes, akribisch konstruiertes Sujet. Weil das Kellertheater im GZ Buechegg dieses Jahr renoviert wird, spielen die Dramateure im November vier Mal im Saal Allerheiligen Zürich und im Januar noch vier Mal im charmanten Theater Stock in Zürich.