Franz Gertsch, Luciano I, 1976
Franz Gertsch, Luciano I, 1976

Kunst, Mensch / Gesellschaft

Luciano Castelli. Reckenbühl

Museum Franz Gertsch, Burgdorf

Der Künstler Luciano Castelli (*1951) ist neben Patti Smith der wichtigste Protagonist in Franz Gertschs Gemälden der 1970er Jahre. Im Kabinett des Museum Franz Gertsch in Burgdorf lädt Castelli die Besucherinnen und Besucher in die Jugendstilvilla Reckenbühl in Luzern ein, wo er mit seinen Mitbewohnern das Leben als kunstvoll gestaltete Party feierte.

Luciano Castellis Onkel, ein Architekt, stellte seinem Neffen das Haus am Luzerner Villenhang Reckenbühl zur Verfügung. Der knapp Zwanzigjährige zog hier zusammen mit seinen besten Freunden Franz Marfurt und Ueli Vollenweider ein. Das inmitten altehrwürdiger Anwesen stehende Reckenbühl wurde Schauplatz eines nicht alltäglichen Alltags und zur Geburtsstätte kreativer Verwandlungen, Gestaltungen und Experimente der jungen Bewohner. Es war die Zeit der wilden Partys, der langen Haare, der bodenlangen Ledermäntel, der Clique mit den schweren Motorrädern, auf denen sie mit Schlangenlederjacken und bauchfreien, giftgrünen Boajäckchen durch Luzerns Innenstadt brausten. In der alten Villa Reckenbühl mit ihrem angestaubten Charme und dem verwilderten Garten inszenierten sich die «Reckenbühler» in schrägen, schrillen Outfits mit der passenden Maskerade. Das Reckenbühl wurde ihre Bühne, auf der sie die Auflösung gängiger Konventionen und die Verwischung der Grenzen zwischen Kunst und Leben, Frau und Mann, Ich und Du erprobten.

Luciano Castelli richtete sein Atelier in der Villa Reckenbühl ein und machte alles zur Kunst, was ihm unter die Hände kam. Er porträtierte seine Freunde in Fotoserien und aufwändig gemalten und reich geschmückten Aquarellen, den sogenannten «Glimmerbildern». Es entstanden Zeichnungen und erotisch aufgeladene Objekte; die von Jean-Christophe Ammann kuratierte Ausstellung «Transformer. Aspekte der Travestie», welche 1974 im Kunstmuseum Luzern gezeigt wurde, wurde vorbereitet. Luciano Castellis wichtigstes Medium aber war die Fotografie. Die Räume der Villa Reckenbühl dienten ihm als geeignete Kulisse für seine Fotoserien, die er mit Selbstauslöser machte und die demonstrierten, zu welch chamäleonartigem Rollenspiel er als Inszenierer seiner selbst fähig war. Viele dieser Werke sind nun im Museum Franz Gertsch zum ersten Mal ausgestellt.
Die Mitglieder der Wohngemeinschaft um Luciano Castelli waren eine Verkörperung des jugendlichen Auf- und Umbruchs der 1970er Jahre. Franz Gertsch, der über Jean-Christophe Ammann, den damaligen Leiter des Kunstmuseums Luzern, mit Luciano Castelli in Kontakt kam, besuchte das Reckenbühl ebenfalls. Und so fand er an diesem Ort die Inspiration für seine grossformatigen und bis heute lebendig den damaligen Zeitgeist versprühenden Gemälde wie «Franz und Luciano», «At Luciano’s House» (beide 1973) oder «Marina schminkt Luciano» (1975).

Gastkuratorin der Ausstellung ist Dr. Angelika Affentranger-Kirchrath, Zürich.

Datum

19.4.2020 Bis  4.10.2020  
jeweils Di bis Fr   10:00 - 18:00 Uhr
jeweils Sa, So   10:00 - 17:00 Uhr

Preis

Regulär CHF 16.00 / reduziert CHF 12.00

Adresse

Museum Franz Gertsch
Platanenstrasse 3
3400 Burgdorf

Kontakt

Museum Franz Gertsch
Platanenstrasse 3
3400 Burgdorf
info@museum-franzgertsch.ch
+41 (0)34 421 40 20

Kategorie

  • Kunst
  • Mensch / Gesellschaft

Zielgruppe

  • Auch für Gruppen / Firmen geeignet (Spezialangebote)
  • Auch für Schulklassen geeignet (Spezialangebote)

Barrierefreiheit

  • Rollstuhlgängig
  • Zu-/ Eingang bodeneben
  • Haltegriffe auf der Toilette
  • Toilette mit Rollstuhl befahrbar
  • Zu-/ Eingang zur Toilette bodeneben

Webcode

www.guidle.com/w14Z2x