Im Dialog:  Gian-Reto Jörg und Urs Derungs
Im Dialog: Gian-Reto Jörg und Urs Derungs

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Gefässchirurgie dank interkantonaler Zusammenarbeit

Das KSGL im Dialog: Für den Geschäftsbericht 2018 trafen sich Chefärzte mit Pflegenden, kamen Patienten mit Fachkräften ins Gespräch. Sie gewähren uns einen direkten Einblick ins Kantonsspital Glarus  - aus ihrer ganz persönlichen Perspektive. Urs Derungs (Gefässchirurg, KSGL) im Gespräch mit Gian-Reto Jörg (Angiologe, KSGR) über die kantonsübergreifende Zusammenarbeit in der Gefässchirurgie.

URS DERUNGS: Früher  waren unsere Sprechstunden der Gefässchirurgie und Angiologier räumlich und zeitlich getrennt. Seit Juli 2017 führen wir sie gemeinsam durch: Zunächst schaust du dir die Patienten aus angiologischer Perspektive an und direkt im Anschluss kommen sie zu mir für eine weitere gefässchirurgische Beurteilung. Sicherlich funktioniert diese interdisziplinäre Zusammenarbeit so reibungslos, weil wir uns fachlich und zwischenmenschlich sehr gut verstehen.

GIAN-RETO JÖRG: Das sehe ich auch so. Seit April 2012 führe ich die angiologische Sprechstunde im Kantonsspital Glarus durch. Glarner Patienten mit einem Gefässleiden können so die spezialärztliche Diagnostik direkt vor Ort in Anspruch nehmen, was vor allem für ältere und weniger mobile Patienten ein grosser Vorteil ist. Durch deine Zuweisungen haben die angiologischen Abklärungen deutlich zugenommen und so haben wir unsere Sprechstunden zusammengeführt.

URS DERUNGS: Der direkte Zugriff auf Bilder, Berichte und Abklärungsresultate hilft enorm. Insbesondere bei der Planung von Eingriffen, der Sprechstundenplanung und auch bei Notfallkonsultationen. Dies spart Zeit und somit Geld. Das „kleinere“ Spital kann sein Leistungsspektrum und -angebot erhöhen und Patienten im eigenen Haus abklären und therapieren. Das „grosse“ Haus kann von den Zuweisungen bei komplexeren Fällen profitieren.

GIAN-RETO JÖRG: Genau. Von unserer fachlichen Zusammenarbeit profitieren primär die Patienten. Es stärkt aber auch die Position unserer Spitäler auf dem Gebiet der Gefässerkrankungen im gesamtschweizerischen Wettbewerb. GIAN-RETO JÖRG: Für den Patienten ist die Diagnostik bei einem kompetenten und sympathischen Arzt in seinem gewohnten Umfeld wichtig, um seine Krankheit zu verstehen und das nötige Vertrauen in die Fachmedizin aufbauen zu können. Wie reagieren die Patienten im Kantonsspital Glarus, wenn ihr sie nach Chur überweist?

URS DERUNGS: Grundsätzlich sind die Patienten gegenüber einer Zuweisung nach Chur offen und positiv eingestellt, sei es für eine Abklärung oder eine Therapie. Schwierig wird es manchmal, wenn die Patienten kaum mobil oder betagt sind. Wir versuchen grundsätzlich „Glarner Patienten“ auch in Glarus abzuklären und zu therapieren. Bei komplexen Fällen ist eine Zuweisung nach Chur manchmal unumgänglich. Wenn dies den Patienten offen kommuniziert wird, besteht selten ein Problem. Patienten legen bei operativen Eingriffen Wert darauf, dass ich die Operation im KSGR selber durchführe – weil sie mich schon kennen. Viele Patienten sind schon erleichtert, wenn sie nicht die „lange Reise“ nach Zürich antreten müssen. Es gibt ja auch Patienten, die ihr uns zur operativen Therapie nach Glarus zuweist. In der Regel sind dies Patienten, die hier in der Region wohnen und durch euch abgeklärt wurden.

GIAN-RETO JÖRG: Ja. Die Zuweisungen der Glarner Patienten zur angiologischen Abklärung kommen von Dir und von Glarner Spitalärzten, Hausärzten oder niedergelassen Spezialisten. Eine zeitnahe Untersuchung ist in Chur immer möglich. Benötigen die Glarner Patienten danach einen kathetertechnischen Eingriff, findet dieser in der Regel in Chur statt. Operationen erfolgen jedoch, wenn immer möglich, durch dich im Kantonsspital Glarus.

URS DERUNGS: Nochmals zurück zum Kostenthema. Wir streben in unserer täglichen Arbeit Kosteneinsparungen ohne Patientennachteil an. Zum Beispiel ist heutzutage üblich, dass der Patient am OP-Tag eintritt, um den Aufenthalt im Spital zu verkürzen. Sämtliche Vorabklärungen, inklusive Anästhesie, werden vorgängig ambulant durchgeführt. Ambulante, gefässchirurgische Operationen sind aber aufgrund der Komplexität der Eingriffe und unter Berücksichtigung der oftmals vorhandenen Zusatzerkrankungen nicht möglich.

GIAN-RETO JÖRG: Aktuell werden immer mehr medizinische Leistungen ambulant erbracht. Für unsere kathetertechnischen Eingriffe bei elektiven Patienten ist in der Regel ein kurzer, stationärer Aufenthalt nötig. Dringliche Patienten im Kantonsspital Glarus werden, wenn immer möglich, ambulant versorgt.

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DR. MED. URS DERUNGS ist Leitender Arzt Chirurgie und Gefässchirurgie. Er studierte von 1991 – 1997 Medizin an der Universität in Bern. Nach Stationen im Bezirksspital Jegenstorf/BE (1998 – 1999), im Kantonsspital Graubünden (1999 – 2008) und im Inselspital in Bern (2008 – 2013) ist er seit Mai 2013 im Kantonsspital Glarus tätig. Urs Derungs lebt mit seiner Familie in Glarus. Seine Freizeit verbringt er mit Laufsport, Lesen und interessiert sich für Geschichte. Sein beruflicher Werdegang wurde von sehr vielen Militärdiensttagen begleitet (Major a.D.)

DR. MED. GIAN-RETO JÖRG ist Leitender Arzt Angiologie am Kantonsspital Graubünden in Chur – dem Partnerspital des Kantonsspital Glarus. Das Medizinstudium absolvierte er an der Uni-versität Basel; die angiologische Ausbildung in Chur, an der Universitätsklinik in Zürich und in Olten. Seit 2009 ist er als Angiologe im Kantonsspital Graubünden angestellt. Gian-Reto Jörg lebt mit seiner Frau in Chur und geniesst in seiner Freizeit die Natur in Graubünden.

Autor

Kantonsspital Glarus

Kontakt

Kantonsspital Glarus AG
Burgstrasse 99
8750 Glarus
info@ksgl.ch
055 646 33 33

Kategorie

  • Gesundheit
  • Glarus

Publiziert am

16.07.2019

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