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Kultur, Regionale News

Laniks erste CD: tiefsinnig, mehrsprachig, musikalisch vielfältig

Soeben ist die erste CD der Glarner Musikerin Annick Langlotz alias Lanik erschienen: „little girl“. Mit ihr legt die Sängerin und Songwriterin ein beachtliches Werk vor. Im ganz eigenen Stil, selbstbewusst, zugleich sensibel. Und gut zu hören.

Sie ist eine waschechte Glarnerin und zugleich Weltbürgerin – die Mutter Belgierin, sie selbst lebte mit Ehemann Philipp eine Zeitlang in Sierra Leone. Zuletzt war sie als Lehrerin für Pädagogik und Psychologie an der FMS Glarus tätig, davor in unterschiedlichen Arbeitsstellen, wirkte auch als Musiklehrerin in Sierra Leone. Die Enddreissigerin ist zugleich Familienfrau und Mutter, eine Persönlichkeit mit Bodenhaftung und vielen Ideen, der gerade der Aufbruch in eine neue Welt gelungen ist: 2019 setzte sie alles auf eine Karte und machte sich als Musikerin selbstständig. Musste dafür viel lernen, Unternehmerisches, Marketing, und: vor allem immer wieder dranbleiben beim Arbeiten an den eigenen Songs: „Die ersten 80 Prozent fallen meist nicht schwer, aber etwas gut fertigzubringen, das kann wirklich streng sein.“ Nun hat sie es geschafft: 13 Songs (davon 12 mit eigenem Text), auf Englisch, Französisch und Schweizerdeutsch, enthält das Album „little girl“, auf dessen Cover sie mit ihrem Markenzeichen, dem roten Hut vor schwarzem Hintergrund, zu sehen ist. Der Titel ist auch programmatisch: Das schüchterne Mädchen, welches erst den Weg in die Profi-Musik scheute, ist inzwischen über seinen Schatten gesprungen, hat es gewagt. Heute, am Tag des CD-Release, gibt sie keine Party – aber ein Interview.

Annick, wie geht es dir heute – mit der neuen CD? Ein besonderer Tag? Lanik: Ja – und nein! Ja: Ich freue mich sehr, habe schon einige Bestellungen bekommen und ein gutes Echo auch bei der Presse, ich fange jetzt an, die CD auszuliefern. Und nein: Es ist ein normaler Tag, eine CD-Taufe gibt’s es nicht, vielleicht können wir das später mal nachholen. Mein Team, das an der CD mitwirkte, hat so tolle Arbeit geleistet, und viele Menschen haben mich begleitet und ermutigt. Ihnen bin ich sehr dankbar!

Hast du einen Lieblingssong? Welche Elemente magst du besonders an der CD? Welcher Stil steht dir nahe? „little girl“ ist schon mein Favorit, der Song steht auch für meinen Weg. Bei der Musik mag ich es groovy, den Rhythmus. Ursprünglich komme ich vom Jazz, aber auch Chansons haben mich geprägt. Jetzt geht es mehr in Richtung Pop-Chanson. Funk gefällt mir auch sehr gut, aber um in diesem Genre eigene Songs zu komponieren, muss ich noch einiges lernen.

Wie entstand die CD? Bis Januar 2020 habe ich die Songs geschrieben und sie mit Klavier und Gesang aufgenommen. Dann begann die Produktion mit David Plüss, der selbst auch Musiker ist und sie arrangiert hat. Die Parts der übrigen Musiker der CD – die ich bisher nicht gesehen habe – wurden eingespielt und gemischt. Manchmal habe ich mich auch schon im Entstehungsprozess der Songs mit David Plüss ausgetauscht, ob dies und das so geht und auch wertvolle Tipps erhalten. Die Erscheinung der CD war erst auf November 2020 geplant, hat sich aber pandemiebedingt verzögert. Was aber im Shutdown kein Nachteil ist, dort kann man die CD ja kaum mit Auftritten promoten.

Ist es schwierig, einen Produzenten zu finden? Ich hatte Glück. Der Kontakt zu David Plüss ergab sich durch den Kulturmanager Jean-Daniel von Lerber, der mich gecoacht, an mich geglaubt hat. Es hat alles gepasst…

Du möchtest die CD mit einer Strassenmusik-Tournee bekannt machen, wie geht das? Eine „Röstigrabentournee“ von West nach Ost durch die Schweiz ist im Lauf des Jahres geplant, dabei biete ich die CDs zum Verkauf an. Durch frühere Auftritte als Strassenmusikerin habe ich schon einige Erfahrungen gesammelt. Ich spielte etwa in Lausanne, Bern, Luzern, Zürich, Rapperswil, Konstanz. Auch jetzt nehme ich mein Sound-Equipment mit und singe dazu. Mir ist der Kontakt zum Publikum wichtig, das Niederschwellige. In einer Zeit wie jetzt solo draussen spielen zu können, passt gut. Später möchte ich gerne mit einer Band auftreten.

Kannst du auch online, mit Streaming etwa, deine Musik verkaufen? Da sind die Margen sehr klein, vor allem wenn man noch nicht so bekannt ist. Ich nutze aber das Netz, Social Media, das braucht es unbedingt um bekannter zu werden, auch um eine Marke, einen Auftritt zu kreieren.

Wie klingt nun die Musik von Lanik? Ich war schon länger neugierig auf die CD, konnte man doch via Facebook bereits den Release der ersten Songs mitverfolgen. Obwohl Neuling auf diesem Gebiet, hat Lanik eine beachtliche Social Media Kampagne hingelegt.  Ihr erster Song wurde – auf Anfrage einer befreundeten Filmcrew aus Frankreich – gleich als Musik-Video realisiert; er hat mich fasziniert. „Break it“, die erste Zeile des schmissigen und kraftvollen Refrains, gab dem Song seinen Titel, er beginnt aber fast verträumt wie ein französisches Chanson. Also etwas Hybrides, sehr Eigenes. Filmisch eingebettet in die ebenfalls kraftvolle wie idyllische Landschaft von Schwammhöhe und Klöntal, die Lanik in einem buntwild gemusterten Hosenanzug durchstreift. Wenig später darauf erschien das zweite Musikvideo „Spotlight“, wie „Break it“ ebenfalls zunächst angeteasert, dann im Ganzen zu sehen: Mit der Länge von 4:45 Minuten das längste und auch Schlussstück der CD, darum sicher ein Schwergewicht. Im stimmungsvoll ausgeleuchteten Hänggiturm des Anna-Göldi-Museums Ennenda sieht man Lanik am Flügel, in einer zweiten Einstellung die Choreografie der Tänzerin Laura Haller, am Schluss beide. Der philosophische Refrain lautet: „You always try to remember and you cry out for all the moments you have lost. Now it‘s time to see the light that shines on your way“. Dieser Weg wird in tastenden Worten angetönt: „I want to use words in a way that people feel touched… I want a new painting of the world I live in…” Auch Schattenseiten werden thematisiert: “Spotlight casting shadows to an unknown place where light is not welcome, showing up the real intention dressed like a good friend, but darkness is around in every place.” Ein Song mit mehreren Ebenen, der bei jedem neuen Hören verschiedene Facetten erschliesst.

Auf ihrem youtube Kanal sind nebst diesen beiden auch die Videos Tentation, Adrift, Der Stress, und little girl (behind the scenes) aufgeschaltet. Wer aber das ganze Paket hören will, auch die Lyrics lesen, kommt an der CD nicht vorbei. Insbesondere die schweizerdeutschen Lieder haben eine besonders persönliche, berührende Seite. Ob das die Hauptrichtung ihrer Musik wird? Lanik wird einfach mal beobachten was wie ankommt. Vielleicht ist es eher das heimische, vielleicht aber auch Publikum über Landesgrenzen hinweg, das sich einfindet?

Auch wenn Lanik der Rhythmus wichtig ist, melodisch ist die Musik ebenfalls. Die Sängerin hat eine angenehme Stimme, klar, präsent, mit viel positivem Flair und Charakter; ohne jemals ins Niedliche oder allzu Dramatische zu kippen. Am besten, selbst mal reinhören!

Jetzt noch drei Fragen, Annick. Wie bringst du Familie und Musik auf die Reihe? Es geht ziemlich gut, wir haben uns organisiert und ich fühle mich unterstützt. Meine beiden Jungs sagen, sie möchten mir helfen, berühmt zu werden, das berührt mich. Im Moment kam mir entgegen, dass ich wegen des Shutdowns nicht so viele Termine habe, nicht so oft wegmusste. Aber ich freue mich natürlich total, wenn Auftritte wieder möglich sein werden.

 Was möchtest du in Zukunft erreichen? Ich möchte gerne eine Band gründen, um die eigenen Songs zu spielen, doch das gehe ich in Ruhe an. Nebst der Röstigraben-Tour habe ich auch noch ein Projekt für ein Kinderstück, zusammen mit Clownin Milu vom Zirkus Mugg. Gerne würde ich mich noch mehr mit verschiedenen Kulturschaffenden im Glarnerland vernetzen, das wäre sehr inspirierend.

Und das Berühmt-Werden? Musik ist vor allem meine Leidenschaft und gleichzeitig ein persönlicher Lebensweg. Natürlich möchte ich gerne Erfolg haben und mittelfristig von der Musik leben können, aber ich gebe mir Zeit und sehe es auch unverkrampft. Flexibel und spontan zu sein, das hat schon immer zu mir gehört.   

Mehr: lanik.ch

Swantje Kammerecker

Autor

Kulturblogger Glarus

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Kategorie

  • Musik
  • Glarus

Publiziert am

23.02.2021

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