vl. K. Steffen, F. Walcher, N. Bresch
vl. K. Steffen, F. Walcher, N. Bresch
Zuhörer am Anlass
Zuhörer am Anlass
Buch: the Galcier`s Essence, 2020, 270 S
Buch: the Galcier`s Essence, 2020, 270 S
Foto Gletscher F. Walcher
Foto Gletscher F. Walcher
Foto F. Walcher
Foto F. Walcher

Art / dessin

Glarus klimaneutral? Veranstaltung vom 1.3.2020

Zum Abschluss der Ausstellung "des Gletschers Kern" hat der Anlass "Glarus klimaneutral?" mit Experten stattgefunden

Zum Thema „Glarus klimaneutral?“ und zum Abschluss der Ausstellung „des Gletschers Kern“ hat im Kunsthaus Glarus eine Veranstaltung am 1.3.20 stattgefunden. Ich habe bereits über den Start der Ausstellung mit einem Blog berichtet. Eine stattliche Anzahl Besucher hat ein anspruchsvolles Programm erlebt.

Der Fotograf Fridolin Walcher hat das Kunstbuch zur Ausstellung vorgestellt; ISBN 978-3-85881-665-8. Die Ausstellung und das Buch haben zur Reflexion des Aufenthalts der beiden Künstler Fridolin Walcher und Martin Stützli während drei Wochen in Grönland beigetragen. Der Dialog mit den Wissenschaftern auf der Forschungsstation hat unterschiedliche Betrachtungsweisen der Klimaerwärmung ausgelöst. Die Wissenschaft arbeitet mit Daten, die aus Forschungsprozessen in Diagrammen dargestellt werden. Die Kunst mit Geschichten und Bildern in Form von Fotografien und Monotypien, die den Betrachter berühren sollen. Wichtig für die Auseinandersetzung mit dem Klimawandel war auch die Verbindung zum Glarnerland, weil im Kanton schon früh der Rückgang der Gletscher wissenschaftlich untersucht worden ist. Das Buch ist gestalterisch kein Hardcover. Der Buchrücken ist frei gelegt und unterstützt so die Verletzlichkeit und Sensibilität des Themas. Der Mensch, mit den möglichen Folgen der Klimaerwärmung, wird auf diese Art und Weise ins Zentrum gestellt.

Die Wissenschafter – Prof. N. Bresch, Professor für Wetter- und Klimarisiken und Prof. K. Steffen, Professor für Glaziologie und Direktor der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaften – haben eindrücklich die Zusammenhänge im Klima dargestellt. Der Hinweis auf „google – Stichwort „Klimaszenarien“ – kann die Interessenten mit wesentlichen, wissenschaftlichen Erkenntnissen zusammenführen. Zur CO2-Lenkungsabgabe: Es wäre sehr einfach – analog zum Öl – pro Tonne CO2,   CHF 96.—zu verlangen. Das kann schnell und ohne Bürokratie umgesetzt werden, sofern die Politik sich findet. Das Bewusstsein für eine solche Lenkungsabgabe hat sich etwas verbessert, so dass Hoffnung besteht. Die Schweiz, als reiches Land mit hohem Prestige für grosse Autos mit Allradantrieb, könnte von CO2-Rückgängen stark profitieren, weil der Verkehr mit rund 40% CO2-Anteil ein wesentlicher Verursacher der Erwärmung darstellt. Beim sehr gut ausgebauten öffentlichen Verkehr und Autos, die häufig Steh- statt Fahrzeuge sind, ein Muss.

Die globale Herausforderung Klimawandel hat Auswirkungen auf jede Gesellschaft und Region. Die zunehmenden Tropennächte führen zur Absenkung der Produktivität, die in der Schweiz schon lange auf einem bescheidenen Niveau ist. Die Schneewinter sind rückläufig, so dass der Sommertourismus gefördert werden muss. Zu den heftigeren Niederschlägen und der zunehmenden Trockenheit passen die bestehenden Infrastrukturen nur beschränkt. Die Gefahr von Waldbränden nimmt zu.  Der Klimawandel fordert eine vorausschauende Raumplanung. Eine Herausforderung für die ganze Schweiz. Wir sind sehr verletzlich.

Auch im Glarnerland schmelzen die Gletscher seit langer Zeit. Die Emissionswerte für Häuser und für die Industrie haben sich verbessert. Das zentrale Problem ist der private Verkehr. Die oben beschriebene Lenkungsabgabe würde helfen, das Problem zu entschärfen. Doch: Je tiefer die Täler und höher die Berge, desto weniger ist das Bewusstsein für Klimaschutz ausgeprägt: „Wer nicht über die nächste Bergkette hinaus denkt, hat keine Umweltprobleme.“  Im Kanton Glarus ist Potenzial zur Verbesserung der Situation vorhanden. Die Höhendifferenzen bieten Möglichkeiten für Energiegewinnung und die Zunahme der Niederschläge unterstütz die Wasserenergie. Die Politik, insbesondere die Baudepartemente, ist gefordert. Unter den Teilnehmern*innen konnte nur ein kantonaler Politiker gesichtet werden.

Der Wandel der Umwelt geht schneller vor sich, als alle Modellrechnungen bisher gezeigt haben. Aktuell muss eine starke Zunahme der CO2 Werte festgestellt werden, selbst bei der Beobachtung der wechselnden Werte der letzten 800 000 Jahre. In den letzten 30 Jahren hat der Energieverbrauch um 45% zugenommen, mit starken Auswirkungen auf die Temperaturanstiege. 2019 stellen wir eine Durchschnittstemperatur in der Schweiz von 18 Grad Celsius fest. Die fortlaufende Abschmelzung des Eises in Grönland bis zum Nullpunkt,  würde einen Meeresspiegelanstieg von 6 Metern auslösen.  Der Zeithorizont für ein solches Szenario ist mehrere hundert Jahre. Das Gleichgewicht zwischen Abschmelzen und Zuwachs der Gletschermasse ist seit 2002  zu Ungunsten des Zuwachses ins Ungleichgewicht gerutscht. Der Eisverlust beträgt 360 km3, was sechs Mal das gesamte Eis der Alpen ausmacht. Es könnte sein, dass 100 bis 300 Millionen Menschen, wegen des angestiegenen Meeresspiegels nach Westen flüchten müssten.

Beim abschliessenden Panelgespräch fragt Ernst Baumgartner: Was ist der Preis für Netto Null? Ein Preis kann nicht genannt werden. Klar ist aber, dass es billiger ist, als wenn nichts gemacht wird.  Die Entwicklungsländer müssen mit sauberer Energie versorgt werden, damit sie sauber wachsen können. Die Ausbildung der Bevölkerung spielt dabei eine grosse Rolle. Die Direktzahlungen für Bauern müssten für Umweltleistungen bezahlt werden. Heute wird das verfügbare Land als Einkommen, statt als Kapital behandelt. Die Rolle der Kunst beim anzustrebenden Transformationsprozess besteht darin, Fragen zu stellen und Bewusstsein für den Wandel zu schaffen. Erzählungen und Narrative kann die Kunst beitragen. Man hat übrigens bei den Ureinwohnern von Grönland zeitkritische Darstellungen und Zeichnungen zur Situation gefunden. Schliesslich ist zu kommunizieren, dass die nötige Transformation Arbeitsplätze schafft. Der Ruf nach Leadership, Auflösung der politischen Polarsierungen, einer ökologischen Vision und einem gemeinsamen Vorgehen rundet die Veranstaltung ab.

Eduard Hauser

#KlimaGlarus

Autor

Kulturblogger Glarus

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Hauser Eduard
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hauser.eduard@gmail.com
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Catégorie

  • Art / dessin

Publié à

02.03.2020

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