Innenraum Pop Up Museum
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Landsgemeinde 1946
Landsgemeinde 1946
Anna Göldi Museum Ennenda
Anna Göldi Museum Ennenda
Freulerpalast Näfels
Freulerpalast Näfels
Pop Up Museum zur Landsgemeinde
Pop Up Museum zur Landsgemeinde
Kunsthaus Glarus
Kunsthaus Glarus
Landsgemeinde aktuell
Landsgemeinde aktuell

Culture

Kulturförderung im Kanton Glarus

Darstellung der Institutionen und Aktivitäten zur Förderung der Kultur im Kanton Glarus - ein Gespräch mit Kaspar Marti.

Basis für die Kulturförderung und -entwicklung ist das Kulturkonzept des Kantons Glarus. Das Kulturkonzept baut auf der Effizienzanalyse des Kantons auf und ist ein übergeordnetes Dokument zur Tätigkeit des Kantons auf dem kulturellen Gebiet. Das Konzept ist eine Richtschnur für die Praxis der Kulturförderung, - Pflege und -Vermittlung. Entwickelt wurde das Konzept von einer Begleitkommission und einer Umfrage bei Kulturschaffenden und Institutionen. Das Kulturleben ist kleinräumig und gleichzeitig weltoffen. Charakteristisch sind das vielfältige Vereinsleben und die Freiwilligenarbeit. Die Kulturausgaben des Kantons und der Gemeinden pro Einwohner, inklusive Lotteriebeträge betrugen 2014 CHF 136.-, was auf die Gesamtbevölkerung gerechnet rund CHF 5,5 Mio. entspricht. Damit ist der Kanton Glarus in der Schweiz an 22. Stelle aller Kantone. Die Aufwendungen für die Hauptabteilung Kultur betrugen 2017 CHF 1,8 Mio. Für den Kulturfonds sind 2017 rund CHF1,3 Mio. an Aufwendungen zu verzeichnen. Die Schwerpunkte der Kulturförderung sind: Pflege der kulturellen Vielfalt und der künstlerischen Qualität, Förderung der Kreativität und des Zugangs zur Kultur für alle, Pflege der kulturellen Eigenart und Tradition, Unterstützung der Freiwilligenarbeit und der Vereine, Stärkung der Standortattraktivität und Förderung der Vernetzung und Koordination der Kulturträger.

Das Corona-Virus hat seit März 2020 das Kulturleben „still gelegt“. Bisherige, erfolgreiche Anlässe sind wegen den Hygiene-, Abstandregeln und den zulässigen Personenanzahlen für Veranstaltungen abgesagt worden. Der Aufwand für konforme Schutzmassnahmen wäre unverhältnismässig. Beispiele sind: Die Sommerbühne mit Filmvorführungen und Musik, bei Spitzenauslastungen von über 600  Besucher*innen. Der „Sound of Glarus“ mit bekannten Bands aus dem In- und Ausland oder alle „Chilbis“, die für das ganze Kantonsgebiet abgesagt worden sind.

Abgesagt heisst aber nicht, dass nichts passiert. Es finden Kleinkonzerte an unterschiedlichen Orten mit vorwiegend Glarner Musiker*innen statt. Die Filmbühne im Güterschuppen Glarus findet vom 30.7. bis zum 4.8.20 statt. „Getränke & Food“ mit Filmvorführungen ab 21 Uhr wie „Bohemian Rhapsody“, dem bekannten Musikfilm über Freddie Mercury, „Midnight in Paris“ als Eintaucher ins Paris der 20iger Jahre oder Kurzfilme wie „Die Operation“, entstanden im Rahmen einer Maturaarbeit an der Kantonsschule Glarus, mit dem Versuch den Film im Stile Hitchcocks zu drehen, sind einige Beispiele. Die Veranstalter machen auf die beschränkte Platzzahl und zur Einhaltung der Corona-Regeln aufmerksam. Die 1. Augustfeier findet statt.

Es zeigt sich einmal mehr, dass sich der Güterschuppen für unterschiedliche Veranstaltungen sehr gut eignet. Der Treffpunkt im Volksgarten mit Verpflegungsmöglichkeiten findet in der schönen Umgebung des Springbrunnens breite Gefolgschaft; eine nachahmenswerte Idee den sozialen Kontakt, unter Einhaltung der Regeln zu pflegen. Auch die Stadtführungen sind wieder möglich. Pro Jahr werden von einem Team – vor  25 Jahren gestartet -  rund 150 Führungen durchgeführt. Es treffen sich  Gruppen unterschiedlichster Herkunft zu Themen wie: „Brand von Glarus 1861 und Wiederaufbau der städtischen Bauweise bis zu aktuellen Entwicklungen“, „Aktuelles zu Gesellschaft und Politik im Kanton“ oder „die drei Gemeinden im Kanton als Vorzeigemodell“. Die Führungen sind Selbstläufer, ohne Werbung, organisiert von kulturaktiv.ch. Das Kulturgut wird überregional hinausgetragen.
Neu ist das „Pop Up Museum“ zur Landsgemeinde, gestaltet für Gäste und Einheimische. Ein Quiz zeigt auf, dass der Wissensstand zur Glarner Landsgemeinde sehr unterschiedlich ist.  Als Blogger, im Glarnerland aufgewachsen, habe ich bei den elf gestellten Fragen einmal eine falsche Antwort gegeben; wieviele Personen haben auf dem Landsgemeindering Platz? Eine gute Idee, mit interessanten Bildern und Dokumenten, die auf September verschobene Landsgemeinde mit ihren Regeln noch bekannter zu machen. Die Durchführung ist an strenge, einschränkende Corona-Regeln gebunden und auf die Landsgemeinde beschränkt. Das so wichtige gesellschaftliche und kulturelle Umfeld der Landsgemeinde wird wohl in diesem Jahr zu kurz kommen.

Das Angebot an Kulturinstitutionen ist reich und vielfältig. Hier eine Auswahl: die Musikschule Glarus ist gut verankert und betreut über 1000 Musikschüler. Im „Holästei“ finden regelmässig Konzerte für die Jungen statt. Es ist ein Ort mit einem Wechsel von ideellen  und kommerziellen Veranstaltungen. Der Soldenhoffsaal kann gemietet werden und wird am häufigsten für klassische Konzert genutzt. Die Musikwochen in Braunwald erfreuen sich einer grossen Beliebtheit, es werden klassische Konzerte auf höchstem Anspruchsniveau geboten. Die Teilnehmer zu den Veranstaltungen kommen von nah und fern. Das Lokal im Keller des Kunsthauses eignet sich für Konzerte vor kleinerem Publikum; 30 bis 80 Besucher sind möglich. Die dargebotene Musik orientiert am Jazz mit Auftritten von bekannten Musikern. Tanz und Theater sind vorhanden. Der Zuspruch für klassisches Theater ist jedoch, vor allem bei den jungen Leuten, zurückgegangen. Die Kulturformen Tanz und Theater haben „Luft nach oben“, obwohl das Theater Glarus und die Kulturgesellschaft Glarus regelmässig Aufführungen anbieten.  Auf der Filmbühne wird der Film „Life goes on“ von der Tanzgruppe Move, Mollis aufgeführt.  Die Landesbibliothek von 1858 bietet ein aktuelles, vielseitiges Medienangebot und wird intensiv genutzt. Lesungen von Schriftstellern finden in den beiden Buchhandlungen in Glarus statt und erfreuen sich über ein treues Publikum. Schliesslich werden auch die Volkskultur und das traditionelle Brauchtum gepflegt.

Die Museen im Glarnerland sind zahlreich. Leuchtturmcharakter hat das Kunsthaus in Glarus mit internationaler Beachtung und einem anspruchsvollen Programm für zeitgenössische Kunst. Das Haus wird aber auch von Architekten besucht, die den Bau aus den 50iger Jahren mit Interesse studieren. Die notwendige Restaurierung ist abgeschlossen und das Haus zeigt sich von einer eindrücklichen Bauweise, ohne dass der Besucher die Renovation direkt zu spüren bekommt.  Dies gilt auch für den Freulerpalast, der in seinem stattlichen Haus eine bemerkenswerte Sammlung von Uniformen, Bildern und Kriegsgeräten zeigt. Die Darstellung der Geschichte der Textilindustrie findet breite Beachtung. Kaspar Freuler – 1595 bis 1651 – hat ein grosses Vermögen mit dem Handel von Söldnern verdient; zu dieser Zeit hat dieser Handel als „Handwerk“ gegolten. 2020 hat das Kunsthaus, in Kooperation mit dem Freulerpalast, eine Ausstellung zu “Pax – Piece of Glass“ durchgeführt; ein Wortspiel mit „Peace“, einer Referenz zu den kriegerischen Ereignissen. Der Freulerpalast plant einen Innenausbau, der an der Landsgemeinde zur Debatte stehen wird. Der Güterschuppen wird vielseitig genutzt. Die Bandbreite reicht von Fasnachtsveranstaltungen, Kunstausstellungen oder Versammlungen bis hin zu Konzerten. Im September 20 ist eine Ausstellung zum Thema „Corona“ geplant. Künstler aus dem Glarnerland werden beteiligt sein. Das Ziel ist, dass der Güterschuppen langfristig als Kulturinstitution genutzt werden kann. Das Anna Göldi Museum erfreut sich einer steigenden Bekanntheit und setzt sich ein für Menschenrechte und Gleichstellungsfragen, wo auch ein Preis verliehen wird. Neu ist das Gebäude isoliert worden und am 13. August wird der Kamin mit dem Schriftzug „Anna“ eingeweiht. Das Naturzentrum Glarnerland mit dem Besucherzentrum zum UNESCO-Welterbe Sardona rundet das kulturelle Angebot im Kanton Glarus ab und schliesst den Kreis von Institutionen mit Leuchtturm-Charakter.

Die Frage nach dem, was kulturell noch fehlt, beantwortet Kaspar Marti damit, dass er sich in der Zukunft ein „Festival“ in Glarus vorstellen könnte, zu welchem Thema auch immer. Das Fazit aus meiner Sicht ist, dass das Glarnerland über eine reiche und vielfältige Kultur verfügt und sich noch verstärkt auf die künftigen Schwerpunkte orientieren sollte. Über die verstärkte Vernetzung der Kulturschaffenden, die verbesserte Koordination und Kommunikation könnten kulturelle Werte entstehen, die über das heute Beobachtbare hinausgehen und dem Kanton eine Einzigartigkeit verleihen könnte. Eine Voraussetzung für einen nachhaltigen Kultur-“Tourismus“, der sich vom Kommerz abgrenzen kann.    

Eduard Hauser

Autor

Kulturblogger Glarus

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Hauser Eduard
Blogger
Biäschenstrasse 10
8872 Weesen
hauser.eduard@gmail.com

Catégorie

  • Culture

Publié à

16.07.2020

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