Führerstandsfahrt - Photo: Marketing RhB, Rhätische Bahn AG
Führerstandsfahrt - Photo: Marketing RhB, Rhätische Bahn AG
Albulalinie - Photo: Marketing RhB, Rhätische Bahn AG
Albulalinie - Photo: Marketing RhB, Rhätische Bahn AG
Photo: Marketing RhB, Rhätische Bahn AG
Photo: Marketing RhB, Rhätische Bahn AG

Train

Führerstandsfahrt: Albulalinie

Chur, Bahnhof, Chur

«Oh, welches grosse Werk des Geistes ist doch diese Erfindung! Man fühlt sich ja mächtig wie ein Zauberer der Vorzeit!», schrieb einst Hans Christian Andersen über die Erfindung der Eisenbahn. Doch wie gross ist erst der Zauber einer Bahn über die Berge! Hunderte Meter steigt sie hinauf, fährt durch finstere Kehrtunnels, über waghalsige Viadukte, durch eine wildromantische Märchenlandschaft.
Vorzeitzauber! Technikwunder! Das ist die Albulalinie! Urtümliche Natur, Jahrhunderte alte Kultur und höchste Ingenieurskunst finden hier zusammen. Und doch: Mächtig wie ein Zauberer der Vorzeit fühlt man sich erst im Führerstand der Lokomotive, die tonnenschwer die Leichtigkeit der Bergeshöhen erfährt. Verheissungsvoll gleissen die Geleise in der Sonne! Der Drang wächst, die Berge auf Schienen zu erfahren. Das ist Bahnfieber! Das ist die Verwirklichung von Jugendträumen, das ist die Erfüllung ungestillter Expeditionslust!
Das alles bietet die Führerstandsfahrt auf der Albulalinie. Und dazu gibt es auch noch dieses Handbuch. Es gibt Kunde von der Höhe der Viadukte, der Länge der Tunnels, der Einmaligkeit der Landschaft. Als Vorbereitung soll das Handbuch ebenso dienen wie als Begleiter auf der Reise. Der Reise, die keine gewöhnliche ist, der Bahnfahrt, die den Blick nach vorn ermöglicht. In die Landschaft, hinein in den Moment der reinen Erfahrung, des Hochgenusses. Die Rhätische Bahn wünscht jetzt schon gute Fahrt!

Mit diesen Zeilen wurde am 30. Juni des Jahres 1858 der erste Zug in Chur willkommen geheissen. Um sieben Uhr morgens hatte der Zug St. Gallen verlassen, am Mittag fuhr er in Chur unter grossem Jubel, ja gar unter Kanonendonner ein.
Allerdings war das Spruchband weit weg vom Bahnhof angebracht, am Rathaus in der Altstadt. Der Zug fuhr somit nicht wirklich in Chur ein, sondern auf dem beinahe noch unbebauten Feld vor der Stadt. Erst im 20. Jahrhundert wurde die Ebene vor der Stadt weitgehend überbaut und der Bahnhof Teil des Stadtzentrums.
Lange ging es aber noch, bis von Chur aus die Bahn über die Alpen in den Süden fahren konnte. 1904 wurde die Albulastrecke bis St. Moritz eröffnet, 1910 die Berninabahn fertiggestellt. Ein Grund für das lange Warten war mitunter der Bau der 1882 eröffneten Gotthardbahn, die Graubünden verkehrspolitisch ins Abseits gedrängt hatte.
Die Bündner Bahngeschichte beginnt damit eigentlich erst 1889 mit der Eröffnung der Strecke von Landquart nach Klosters hinauf. Danach aber wurde innerhalb von gut einem Vierteljahrhundert fast das ganze, knapp 400 Kilometer umfassende Bündner Bahnnetz gebaut. Und seit 1896 führt auch die Meterspur von Landquart über Chur nach Thusis. Bis Domat/Ems führt seit 1959/1960 auch ein mit dem Datenübertragungssystem Eurobalise ausgerüstetes Dreischienengleis. Die Normalspur-Lokomotiven verkehren hier unter der Fahrleitung der Rhätischen Bahn mit 11 kV 16 2/3 Hz (SBB 15 kV 16 2/3 Hz). Aus der Zeit vor der bahntechnischen Erschliessung Graubündens stammt in Chur noch das zweiflügelige Aufnahmegebäude von 1878, an das seit 1907 das Bahnhofbuffet anschliesst, in dem Jugendstil-Medaillons mit Ansichten der Schweiz von der neuen Reiselust künden. Und als Sinnbild der anhaltenden Reiselust wird der Bahnhof seit 1994 überragt vom Postautodeck mit seinem gerundeten Glasdach, dem symbolischen Tor zu Graubünden.

Km 23.6 | 604 m ü.M. > Bahnhof Reichenau-Tamins
10. April 1897: Der Kanton Graubünden kauft 5000 Aktien der Rhätischen Bahn und wird damit Hauptaktionär der Bahn. Allerdings muss die Regierung das Geschäft noch vom Volk genehmigen lassen. Und sagt sich: Wenn schon abstimmen, dann gleich richtig. Der Kanton unterbreitete dem Stimmvolk gleich den Bau eines richtigen Bahnnetzes.
Der Bahnhof von Reichenau markiert heute noch diesen wichtigen Zeitpunkt der Bündner Bahngeschichte. Der Ausbau des Bahnnetzes bedeutete nämlich zunächst den Bau der Albulalinie von Thusis ins Engadin sowie der Strecke durch die Rheinschlucht nach Ilanz (fertiggestellt 1903). Bei Reichenau trennen sich diese beiden Linien heute noch.
Der Bahnhof selbst ist noch eine Referenz an die alte Bahnzeit. Die Zwischenstation der Bahnlinie von Landquart nach Thusis gleicht trotz Anbauten und Veränderungen im Grunde noch den alten Bahnhöfen im Prättigau, den Stationen der ersten innerbündnerischen Bahnstrecke also, die seit 1890 von Landquart nach Davos führt.
Doch das Herzstück der Rhätischen Bahn bilden die Albula- und Berninalinie. Der nördliche Ausgangspunkt, Thusis, wurde von Landquart über Chur, Reichenau und durch die Talschaft Domleschg/Heinzenberg bahntechnisch erschlossen. Und seit der Eröffnung der Linie nach Thusis fährt die Bahn auch über die Rheinbrücke bei Reichenau, der grössten in Nietenbauweise erstellten Stahlbrücke Graubündens, unter der, überthront vom Schloss Reichenau, Hinter- und Vorderrhein zusammenfliessen.

Km 41.3 | 697 m ü.M. > Bahnhof Thusis
Endstation der 1896 eröffneten Bahnstrecke von Landquart über Chur. Ausgangspunkt der Albulastrecke, die von Thusis seit 1904 nach St. Moritz führt. Das ist der Bahnhof Thusis.
Doch modern erscheint das Gebäude, nicht wie ein Bahnhof aus der Pionierzeit des Bündner Bahnbaus. Zwischen 1990 und 1993 wurde der Bahnhof denn auch vollständig neu gebaut.
Dass der Bahnhof allerdings an seinem heutigen Ort steht, ist keine Selbstverständlichkeit. Wie bei so manchem Bau in der Pionierzeit des Bündner Bahnbaus gab es auch in Thusis Diskussionen über die geeignete Lage des Bahnhofs. Die Bahngesellschaft wollte der Linienentwicklung wegen die Station am Fuss des Bergrückens bauen, die Gemeinde hingegen wollte den Bahnhof nahe am Dorf haben, also am Hang selbst. Die heutige Lage des Bahnhofs entspricht dem Kompromiss von 1896, als hier ein schmaler Riegelbau erstellt wurde, der dann 1924 einem stattlichen Bau mit Walmdach weichen musste. Was aber stets die unterschiedlichen Bahnhofsbauten ästhetisch mitgeprägt hat, das ist die Viamala, die Schlucht, die sich im Hintergrund der Station eröffnet. Gleich vor der Schlucht überquert die Rhätische Bahn übrigens den Hinterrhein auf einer Betonbrücke. Die einstige Brücke, die als Stahlkonstruktion formal noch ein letztes Mal den Typus der Rheinbrücken aufnahm, musste beim Bau der Autobahn abgetragen werden. Dafür geht es heute gleich doppelspurig über die Spannbetonbrücke.

Km 44.1 | 737 m ü.M. > Kraftwerke Sils im Domleschg
Einst stiegen von der Albulabahn noch Dampfwolken in den Himmel. Die positiven Erfahrungen auf anderen Bahnstrecken sowie der Kohlemangel zur Zeit des Ersten Weltkrieges führten bis 1919 aber auch auf der Albulastrecke zum Wechsel von Dampf auf Strom - und damit auch zum Ausbau des Elektrizitätswerkes Thusis am Eingang zur Viamala.
In Sils i.D., der Nachbargemeinde von Thusis, war damals schon das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich in Betrieb: Zwischen 1907 und 1910 hatten die Betreiber bereits den Albulafluss unterhalb Tiefencastel gestaut und das Wasser durch Stollen bis zur grossen Maschinenhalle in Sils i.D. geführt. Diese Maschinenhalle wurde nach Plänen des bekannten Zürcher Architekten Gustav Gull erbaut, gleich daneben kam eine Wohnsiedlung von Nicolaus Hartmann zu stehen. Somit hatte Sils i.D. gleich zwei wichtige Architekten angelockt: Gustav Gull, der etwa das Landesmuseum in Zürich erbaut hatte, und Nicolaus Hartmann, der aufgrund von Bauten wie dem grossen Verwaltungssitz der Rhätischen Bahn in Chur als einer der wichtigsten Vertreter des sogenannten Bündner Heimatstils gilt.
Die Stromgeschichte von Sils i.D. geht aber noch weiter: Die Zürcher etwa bauten bis 1986 zur besseren Nutzung der Albula die 61 Meter hohe Bogenstaumauer bei Solis, in der Schinschlucht ob Sils i.D.. Und mittlerweilen werden alle Bündner Anlagen des Elektrizitätswerks Zürich von Sils i.D. aus ferngesteuert.
Auch vertreten sind in Sils i.D. die Kraftwerke Hinterrhein, die mittlerweilen die Wasserkraft des Hinterrheins nicht

Adresse

Chur, Bahnhof
7000 Chur

Catégorie

  • Train

Durée du tour

  • 2 heures

Condition

  • 6 Très bonne condition physique requise

Évaluation

  • 3 Tour difficile
  • 4* - Paysage (de max. 7*)

Topographie

  • Distance: ca. 90 km
  • Descente : environ 200 m
  • Montée : env. 1'400 m
  • Point le plus bas : environ 600 m d'altitude
  • Point culminant: ca. 1'800 m d'altitude

Webcode

www.guidle.com/SvUiDt

Ce contenu est présenté par: Rhätische Bahn AG