Führerstandsfahrt - Photo: Marketing RhB, Rhätische Bahn AG
Führerstandsfahrt - Photo: Marketing RhB, Rhätische Bahn AG
Berninalinie - Photo: Marketing RhB, Rhätische Bahn AG
Berninalinie - Photo: Marketing RhB, Rhätische Bahn AG
Lago Bianco - Photo: Marketing RhB, Rhätische Bahn AG
Lago Bianco - Photo: Marketing RhB, Rhätische Bahn AG
Val Poschiavo - Photo: Marketing RhB, Rhätische Bahn AG
Val Poschiavo - Photo: Marketing RhB, Rhätische Bahn AG

Train

Führerstandsfahrt: Berninalinie

St. Moritz, Bahnhof, St. Moritz

«Bei der ungeheuren Beschleunigung des Lebens wird Geist und Auge an ein halbes oder falsches Sehen und Urtheilen gewöhnt, und jedermann gleicht den Reisenden, welche Land und Volk von der Eisenbahn aus kennen lernen.»
Der Philosoph Friedrich Nietzsche war kein Freund von Eisenbahnen. Er hatte allerdings auch noch nicht die Möglichkeit, von seinem geliebten Engadin aus die Höhe des Berninapasses und die Schönheit des Puschlavs auf Schienen zu erfahren. Und schon gar nicht hatte er die Möglichkeit, die Landschaft vom Führerstand einer Lokomotive aus zu erleben. Denn von hier aus zeigt sich das Hochgebirge erst recht in seiner ganzen Gewaltigkeit!
Das Gleissen des ewigen Eises unter dem blauen Himmel! Die existentielle Erfahrung des Gebirges, der Gletscherwelt am Berninapass! Unwirtlich und doch bezaubernd schön Und dann das Puschlav, das Bergtal, das von alpinen Höhen zu mediterraner Wärme führt! Oh, die Berninalinie verspricht Hochgenuss und tiefste Erfahrung zugleich!
Das ist Bahnfieber! Vorne im Führerstand, wo Geist und Auge sich weiten,
die Gletscherwelt erfahren! Vollkommene Freiheit! Glücksgefühle! Das ist die Verwirklichung von Jugendträumen, das ist die Erfüllung ungestillter Expeditionslust!
Das alles bietet die Führerstandsfahrt auf der Berninalinie. Und dazu gibt es auch noch dieses Handbuch. Es gibt Kunde von der Harmonie von Natur und Technik auf der Berninalinie. Es erzählt von Bahnstationen und Kraftwerksbauten, von der wundervollen Linienführung durch die Gletscherwelt. Als Vorbereitung soll das Handbuch ebenso dienen wie als Begleiter auf der Reise. Der Reise, die keine gewöhnliche ist, der Bahnfahrt, die den Blick nach vorn ermöglicht. In die Landschaft, hinein in den Moment der reinen Erfahrung, des Hochgenusses. Die Rhätische Bahn wünscht jetzt schon gute Fahrt!

Km 0.0 | 1'775 m ü.M. > Bahnhof St. Moritz
1904 erreichte die Albulabahn St. Moritz. Eigentlich hätte sie schon früher das Bauerndorf, das sich seit einem halben Jahrhundert im Ausbau zum Weltkurort befand, erreichen sollen. Doch während die Gemeinde keinen Bahnhof wollte, der die freie Sicht auf den See und die Berge verstellte, und darum für eine Untertunnelung von St. Moritz plädierte, bevorzugten die Bahnbauer aus wirtschaftlichen Überlegungen einen Standort, der die einfache Weiterführung der Bahnlinie über den Malojapass nach Chiavenna sichern sollte. Entschieden wurde der Streit durch die Schweizerische Landesregierung, der Bahnhof wurde an seiner heutigen Stelle erbaut. Die Berninabahn, die zwischen 1906 und 1910 etappenweise erbaut wurde, fügte sich dann in den bestehenden Bahnhof ein.
Nach zwei Erweiterungen wirkte das Bahnhofsgebäude allerdings bald uneinheitlich, weshalb man im Hinblick auf die Olympischen Spiele von 1928 beschloss, den Bau zu erneuern. Die Bahngesellschaft rief Nicolaus Hartmann, den Architekten, der kurz zuvor schon die Stationsgebäude Alp Grüm und Bernina-Hospiz der Berninabahn erbaut hatte. Und wie in Voraussicht seiner Tätigkeit am Bahnhof hatte Nicolaus Hartmann bereits das riesige Hotel Margna so erbaut, dass sich seine Schaufassade dem Bahnhof zuwendet. Nun fasste er die unterschiedlichen Bahnhofbauten in einem Kubus mit Walmdach zusammen, über den hinaus noch heute der Uhrturm ragt. Und der hatte schon damals eine Besonderheit: Die Zeiger der Uhr konnten bereits von Beginn an elektrisch beleuchtet werden.

Km 0.2 | 1'774 m ü.M. > Innviadukt
Am 1. Juli 1909 nahm die Berninabahn ihren Betrieb zwischen St.Moritz und dem Ospizio Bernina auf, am 5. Juli 1910 wurde die ganze Bernina-strecke zwischen Tirano und St. Moritz in Betrieb genommen. Und bald schon wurde der Innviadukt mit seiner 18 Meter weit gespannten Hauptöffnung zu einem der beliebtesten Bildsujets der Bahn. Denn unter dem Viadukt springt der Inn malerisch vom St. Moritzersee über Felsbrocken hinab, bevor er dann ruhiger die Ebene von Celerina und Samedan, die sogenannte Champagna, durchfliesst. Heute wird der Viadukt auch von der Strasse unterquert.

Km 0.5 | 1'766 m ü.M. > Charnadüratunnel II
Der mit 689 Meter längste Tunnel der Berninalinie war ursprünglich gar nicht geplant gewesen, da die Strecke durch den Stazerwald hätte führen sollen. Allerdings wehrten sich die angrenzenden Gemeinden zusammen mit Heimatschutzkreisen gegen die Durchquerung der Moorlandschaft des Stazerwaldes. Die Bahnbauer hatten schliesslich ein Einsehen, auch weil sie die Kosten nicht alleine tragen mussten. Wenige Jahre später sah der Heimatschutz die Albula- und Berninalinie dann als einzigartige und beispielhafte Anlagen, welche mit der Landschaft eine vorzügliche Einheit bildeten.
Der Charnadüratunnel I übrigens führt auf der gegenüberliegenden Schluchtseite als Teil der Albulalinie durch den Berg.

Km 2.0 | 1'716 m ü.M. > Celerina Staz
Auf 1716 Meter über Meer liegt die Station Celerina Staz mit ihrem chalet-artigen Stationsgebäude von 1922 - die Station bildet den tiefsten Punkt auf der Nordseite der Berninalinie. Erhebend ist dafür der Blick auf die nahe Kirche San Gian mit ihren beiden Türmen. Der kleinere, im romanischen Stil ausgeführte Turm stammt aus der Zeit um 1100. Der grössere Campanile aus spätgotischer Zeit hatte ursprünglich noch einen Spitzhelm - der ging aber wegen einem Blitzschlag im Jahr 1682 in Flammen auf. Doch hat in Celerina nicht nur die Kirche zwei Türme, die Ortschaft hat auch zwei Bahnstationen. Zur Unterscheidung von der Station Celerina der Albulalinie versah man diese Station bei der Eingliederung der Berninabahn in die Rhätische Bahn 1944 mit dem Zusatznamen Staz. Früher hiess sie noch schlicht Celerina BB, wobei die Doppelbuchstaben für Berninabahn standen.

Km 3.5 | 1'736 m ü.M. > Punt Muragl Staz
«Muottas Muragl bietet dem Besucher den umfassendsten Überblick über das gesamte Oberengadin mit seinem herrlichen Tal- und Seen-Gebiet, sowie auch über die gesamten im Silberglanz strahlenden Bergketten vom Piz Palü bis zum Piz Kesch und den über dem Maloja-Pass tief hinten liegenden Bergeller-Ketten.» So warb man 1905 für die Aktienzeichnung zum Bau der Standseilbahn Muottas Muragl. Zwei Jahre später war die Bahn gebaut.
Nahe der Standseilbahn gibt es gleich zwei Haltestellen der Rhätischen Bahn. Gehörte die Haltestelle Punt Muragl Staz einst zur eigenständigen Berninabahn (und hiess schlicht Punkt Murail BB), liegt auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses Flaz die Station Punt Muragl, die zur 1908 eröffneten Strecke der Rhätischen Bahn von Samedan nach Pontresina gehört.

Km 5.8 | 1'774 m ü.M. > Bahnhof Pontresina
Ein Bergdorf mit arabischem Namen? Ganz geklärt ist nicht, ob sich der Name Pontresina von «pons sarasina», von «Sarazenenbrücke», herleiten lässt. Allerdings waren die Sarazenen im 10. Jahrhundert tatsächlich von der spanischen Halbinsel bis nach Graubünden vorgedrungen. Doch dürfte in Pontresina nicht nur diese geschichtliche Frage die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, sondern auch ein historischer Bau: das stattliche, 1907 eröffnete Bahnhofsgebäude, das grösste der Rhätischen Bahn.
Lange wurde der Bahnhof von zwei Eisenbahngesellschaften genutzt: der Rhätischen Bahn und der Berninabahn. Letztere wurde erst 1944 in die Rhätische Bahn eingegliedert, entstanden war sie als touristisch nutzbare Gebirgsbahn und zur Erschliessung der geplanten Kraftwerksanlagen auf der Südseite des Berninapasses. Kein Wunder also, fuhr die Berninabahn von Beginn an mit Strom und nicht wie die Rhätische Bahn auf der Albulastrecke noch bis 1919 mit Dampf.
Doch ein Unterschied zwischen den beiden Bahnen macht sich im Bahnhof von Pontresina heute noch bemerkbar: Die Berninabahn fährt seit Beginn mit Gleichstrom, die Rhätische Bahn ansonsten mit Wechselstrom. Auf dem Gleis 3 allerdings kann in Pontresina zwischen den beiden Stromsystemen gewechselt werden. Ein Zeuge der alten Bahnzeit ist im Übrigen noch die viergleisige Einstellhalle.
Km 6.3 | 1'79

Adresse

St. Moritz, Bahnhof
7500 St. Moritz

Catégorie

  • Train

Durée du tour

  • 2 heures 30 minutes

Condition

  • 6 Très bonne condition physique requise

Évaluation

  • 3 Tour difficile
  • 4* - Paysage (de max. 7*)

Topographie

  • Distance: ca. 60 km
  • Montée : environ 500 m
  • Descente : environ 1 800 m
  • Point le plus bas : environ 400 m d'altitude
  • Point culminant: ca. 2'300 m d'altitude

Webcode

www.guidle.com/D9jiAq

Ce contenu est présenté par: Rhätische Bahn AG