Walter Steinmann, ehemaliger Direktor des Bundesamtes für Energie (BFE) und Lisa Hämmerli von der Klimabewegung Glarus.
Walter Steinmann, ehemaliger Direktor des Bundesamtes für Energie (BFE) und Lisa Hämmerli von der Klimabewegung Glarus.
 Kaj Weibel von KlimaGlarus.ch stellt zwei Verschärfungsanträge
Kaj Weibel von KlimaGlarus.ch stellt zwei Verschärfungsanträge

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«Hüt isch ä wichtigä Tag.»

Der Briefwechsel zweier Klimabewegter –  Lisa Hämmerli schreibt an Walter Steinmann – erscheint derzeit auf www.powertage.ch.

Lieber Walter

«Hüt isch ä wichtigä Tag. Hüt glaub ich draa, dass mir üs im Kanton Glaris zunrä nachhaltigä Zuäkunft bekänne chänd.»

Diese Worte waren heute an der Landsgemeinde zu hören. Und sie haben sich erfüllt – es war für mich ein Moment der unglaublichen Freude, Fassungslosigkeit und riesigem Glück. Ob sich der heutige Entscheid in die historischen Entscheide einreiht, überlasse ich gerne dir. Die historischen Momente werden so oft auf dem Ring zitiert, dass sie alle Glarner Stimmbürger*innen kennen. So wird beispielsweise das im Jahr 1864 erste Fabrikgesetz genannt, welches an der Landsgemeinde erlassen wurde und die tägliche Arbeitszeit auf zwölf Stunden beschränkte sowie Kinderarbeit verbot. Die aktuelleren historischen Entscheide sind die Gemeindefusion (eine radikale Vereinfachung des Gemeindewesens auf drei Gemeinden) im Jahr 2006 oder das Stimmrechtsalter 16 im Jahr 2007. Die letzten habe ich zwar miterlebt, aber fieberte von ausserhalb mit, weil ich noch zu jung war.

Wie du weisst, hat auch der Kanton Glarus im Juni Nein zum CO2-Gesetz gesagt. Heute folgten die Glarner Stimmberechtigten unserem Antrag zur Verschärfung des Energiegesetzes. So müssen zukünftig nicht nur Neubauten ihren Wärmebedarf ganz ohne fossile Brennstoffe decken, sondern auch der Ersatz bestehender Heizungen muss ohne fossile Brennstoffe auskommen. Der Gebäudesektor ist im Kanton Glarus für 42% der fossilen CO2-Emissionen verantwortlich, welche direkt im Kanton Glarus anfallen. Mit diesem Gesetz haben wir nun einen echten Hebel, diese Emissionen in den nächsten 25 Jahren auf null zu bringen. Wir haben die ersten sogenannten «tiefhängenden Früchte» geerntet. Die wählerstärkste Partei im Kanton ist die SVP und war mit ihren Anträgen zur Abschwächung des Energiegesetzes chancenlos.

Wir haben so viel Zeit und Energie für dieses Geschäft investiert. Wir haben alles gegeben und ich habe im Gegenzug Hoffnung für meine Zukunft gewonnen. Lieber Walter, dieser Tag wird mir immer in Erinnerung bleiben – so viele grossartige Menschen haben uns bei diesem Unterfangen unterstützt. Zum Beispiel auch die erste Frau Landammann und ehemalige Regierungsrätin der FDP. Sie eröffnete ihre Rede wie folgt:

«Ä wänn ich mir fescht vorgnuu ha, mich nümme uf dr öffentliche Büni politische z engagiere und schu gar nüd als Landsmeiredneri uuftrette, so gits Themä, da chunnt mä bim beschte Wille nüd drummumme, sich voll iizsetze: und das isch ds Klima, üseri Umwelt, üseri Lebensgrundlaag as Zuekunft für die Junge.»

Es tut so gut zu spüren, dass vielen Menschen der Klimawandel nicht egal ist und ihre Zeit dafür einsetzen – auch wenn es nur für die gut stündige Abstimmung zum Energiegesetz ist. Es tut so gut, einen kleinen Erfolg feiern zu können.
Gerne schliesse ich mit den Worten unserer letzten Rednerin, Denise Aepli, welche tief bewegt sagte:

«Ich han mini Hoffnig nüd verlorä, ich glaubä fescht drah, dass mir im Kanton Glaris rächtzitig nuch dä Rangg verwütschet und ä Zuäkunft gstaltä chännd, wo mir dr Klimawandel gmeinsam bewältigä chännd. Will nur zämä chämmer gnuäg bewegä. Drum bitt ich Sie us tüüfstem Herzä, sind sie muätig. Mached sie dr hüttig Tag zum Wändepunkt i dr Klimapolitik vum Kanton Glaris, und stimmed sie allnä Änderigsaträg zuä, wo am Energiegsetz me Fülli gänd. Danggä viel Mal.»

Herzlich, Lisa

Über die Schreibenden:

Dr. Walter Steinmann, *1951, ehemaliger Direktor des Bundesamtes für Energie (BFE, 2001-2016), ist Leiter des Advisory Board der Powertage und unabhängiger Berater verschiedener Projekte. Er engagiert sich für Start-ups und hilft mit Innovationen voranzubringen und die Transition im Energiesektor effizient zu gestalten. www.steinmannconsulting.ch

Lisa Hämmerli, *1993, ist im Glarnerland aufgewachsen und hat an der ETH Zürich Umweltnaturwissenschaften studiert. Anschliessend arbeitete sie an der ETH als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich der Wahrnehmungsforschung zu negativen Emissionstechnologien. Heute arbeitet sie in einem Ingenieurbüro, welches auf Abbau- und Deponieprojekte spezialisiert ist. In ihrer Freizeit engagiert sie sich bei der Klimabewegung in Glarus. Als Co-Präsidentin von KlimaGlarus.ch setzt sie sich für mehr Klimaschutz ein. www.klimaglarus.ch


#klimaglarus.ch

Autor

KlimaGlarus.ch

Contatto

Klimabewegung Glarus
8750 Glarus
glarus@climatestrike.ch

Categoria

  • Società
  • Svizzera
  • Svizzera orientale

Pubblicato alle

06.09.2021

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