Franz Landolt aus Näfels ist Landrat der GLP und Präsident der Erdgas Linth AG
Franz Landolt aus Näfels ist Landrat der GLP und Präsident der Erdgas Linth AG

Économie, Nouvelles régionales, Société & personnes

Energie für den Winter speichern

Die Schweizer Gaswirtschaft arbeitet aktiv auf das Netto-Null-Ziel des Bundes bis 2050 hin. Sie sieht sich als Teil der Lösung auf dem Weg zu einer klimaneutralen Schweiz mit einer nachhaltigen und sicheren Energieversorgung.

Erdgas soll sukzessiv durch erneuerbare und klimaneutrale Gase ersetzt werden. Diese umfassen neben Biogas auch synthetisches Methan und Wasserstoff. Die Technischen Betriebe Glarus haben heute schon 30 Prozent erneuerbare Gase in ihrem Gasmix. Jeder Kunde kann 100 Prozent Biogas einkaufen. Die Firma Schätti Schwanden geht als gutes Beispiel voran. Biogas entsteht durch die Vergärung von organischen Abfallstoffen wie Grüngut, landwirtschaftlichen Hofdüngern oder Klärschlamm. Wesentlicher Bestandteil ist Methan (CH4), das auch Hauptbestandteil von Erdgas ist.

Erneuerbares Gas ist nichts Neues. Schon 1997 ging in der Schweiz die erste Biogasanlage mit Einspeisung in Betrieb. Heute speisen in der Schweiz 37 Anlagen Biogas direkt ins Netz ein. So auch die Kläranlage Schmerikon. Die Kläranlage Bilten benötigt ihr Biogas zur Stromproduktion. Die CO2-Emissionen von Biogas betragen über den Lebenszyklus rund 68 g CO2/kWh produzierte Wärme. Andere erneuerbare Wärmequellen können diesen Wert nicht unterbieten. Schweizweit könnten 4 TWh Biogas pro Jahr produziert werden – das reicht für 400'000 Haushalte.

Zum «grünen» Gas gehört auch synthetisch hergestelltes Methan. Wasserstoff spielt dabei eine wichtige Rolle. Wie Studien des Paul Scherrer Instituts und der Empa zeigen, beläuft sich das inländische Potenzial von grünem Wasserstoff aus Power-to-Gas-Anlagen auf 5 TWh. Solche Anlagen ermöglichen es, überschüssigen erneuerbaren Strom als vielseitig verwertbare Gase zu speichern. Die grossen Potenziale für synthetischen Gase bestehen zweifellos im Ausland, zum Beispiel in Island mit fast kostenlosem Strom der Kraftwerke, die mit den Gezeiten arbeiten. So kann es künftig eine Option sein, Solarstrom aus dem Süden oder Windstrom aus dem Norden in Wasserstoff oder flüssiges Methan umzuwandeln und später ins Gasnetz einzuspeisen.

Der grosse Gewinn von Gas ist die gute Speicherbarkeit. Der Umbau des Energiesystems gelingt, wenn er auf einem breiten Mix von Energieträgern und im Verbund der Infrastrukturen basiert. Schon heute zeichnen sich vermehrt Strom- und Lieferengpässe im Winter ab. Zudem werden grosse Mengen an Strom importiert, die aus nicht erneuerbaren Quellen stammen. Mit erneuerbaren Gasen betriebene Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen (WKK) können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Winterstromproblematik zu entschärfen.

Bei vielen industriellen Anwendungen gibt es kaum Alternativen für den Hochtemperaturbereich. Auch dieses Gas kann CO2-neutral produziert und über das 20'000 Kilometer lange Gasnetz in der Schweiz verteilt werden.

Hochschulen und Forschungsinstitute wie die Fachhochschule Ost Rapperswil unter Leitung von Professor Markus Friedl entwickeln die Power-to-Gas-Technologie weiter. Diese bietet ein grosses Potenzial für zukunftsfähige Energieversorgung dank Speicherung von erneuerbarem Strom im Gasnetz. Dieses Jahr geht in Dietikon (ZH) die erste industrielle Power-to-Gas-Anlage in Betrieb. Sie nutzt den Strom aus einer Kehrichtverwertungsanlage sowie das Klärgas und die Infrastruktur einer Abwasserreinigungsanlage. Das wäre auch in Niederurnen möglich.

Wasserstoff und Bio-Methan sollten also stärker gefördert werden – beim Wohnen, bei der Mobilität und in der Industrie. Heute schon tanken Fahrzeuge in Netstal und an der Autobahn CO2-neutral. Biogasfahrzeuge sind derzeit auf allen Fahrzeuglisten die Saubersten.

Wenn künftig Wasserstoff und andere erneuerbare Gase genutzt werden, bleibt die Netzinfrastruktur weiterhin wichtig. Die Glarner Gemeinden sollten deshalb prüfen, wo und wie ihre Gasnetze in Zukunft genutzt werden könne. Dadurch sind sie gut gerüstet für die Energiezukunft.

Autor: Franz Landolt aus Näfels ist Landrat der GLP und Präsident der Erdgas Linth AG

Dieser Beitrag ist heute in den Südostschweiz Glarner Nachrichten in der Rubrik «Dem Klima zuliebe» erschienen.

#klimaglarus

Autor

KlimaGlarus.ch

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  • Societé
  • Autre écomomie
  • Suisse de l'est

Publié à

27.01.2022

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