Gelungene Künstler-Vernissagen und Musikanlässe gehören ins Program  der Wirtefrauen
Gelungene Künstler-Vernissagen und Musikanlässe gehören ins Program der Wirtefrauen
Gertrud Rüst, Brigitta Michel und Yvonne Holzer (von links nach rechts)  realisierten ihren Traum mitten in der Pandemie.
Gertrud Rüst, Brigitta Michel und Yvonne Holzer (von links nach rechts) realisierten ihren Traum mitten in der Pandemie.
Gemeinsam Musizieren: Eine Idee wird zum Erfolg.
Gemeinsam Musizieren: Eine Idee wird zum Erfolg.
Musikerin Manuela Einsle-Vetterli aus Ennenda, und Initiantin der Anlässe, ist erfreut mit so vielen  Musikbegeisterten musizieren zu können
Musikerin Manuela Einsle-Vetterli aus Ennenda, und Initiantin der Anlässe, ist erfreut mit so vielen Musikbegeisterten musizieren zu können
Die Madonna, Eigentum des Freulerpalasts, krönt den Dachgiebel und ist von der Strasse bestens zu erblicken
Die Madonna, Eigentum des Freulerpalasts, krönt den Dachgiebel und ist von der Strasse bestens zu erblicken
Ein geschichtsträchtiges Lokal, das weiter Geschichte schreiben soll.
Ein geschichtsträchtiges Lokal, das weiter Geschichte schreiben soll.

Regional news, Culture

Eine Kultur-Beiz zum Mitmachen

Das Restaurant Bahnhöfli in Näfels schaut auf eine bewegte Geschichte zurück. Heute bietet es als GartenBistro einen Ort für Kultur, Kulinarik und Natur, Genuss für Auge, Ohr und Magen. Die drei Initiantinnen haben ihren Traum von einer Kultur-Beiz ausgerechnet während der Pandemie realisiert - ihr Mut hat sich gelohnt.

An den Wänden hängen Bilder, am letzten Freitag des Monats sind alle zum gemeinsamen Musizieren eingeladen, und der paradiesische Garten gleicht einer Oase. Das GartenBistro ist in nur zwei Jahren zum beliebten Treffpunkt geworden, zum Ausstellungsort und interaktiven „Bühne“, zu einer „Insel der Freude.“  Und es hätte viel zu erzählen. –  Beginnen wir ganz vorne.

Gebaut wurde das Traditionshaus Restaurant Bahnhöfli in Näfels im Jahre 1816. Ursprünglich trug es den Namen „Wirtschaft Schweizerhaus“, wurde jedoch auch „Mutter Gottes-Haus“ genannt. Dies, weil damals schon eine Madonna im obersten Kreuzstock des Hauses hing, noch heute sichtbar dort im Giebel tront.

1884 bis 1901 lief das Restaurant unter dem Namen Landolt. 1903 bis 1905 hatte Fridolin Hauser-Schwitter im Hause eine Fischaufzucht betrieben. Die damals legendäre Wirtin Didi Worni, Modistin und Hutmacherin, kaufte die Liegenschaft im Jahre 1945. Sie führte mit ihren beiden Schwestern in der Nähe des Restaurant Schwert ein Atelier, kehrte dann jedoch später in den Wirteberuf zurück. Das Lokal betrieb sie dann bis zu ihrem Ableben im Jahre 1976. Vom Näfelser Künstler Florian Müller, der damals in Zürich wohnhaft war, hatte die Frau die östliche Hauswand ein Sgraffito malen lassen. Die besagte Statue hängt, noch heute gut sichtbar, unterhalb des Dachgiebels Richtung Strasse. Allerdings ist die Skulptur heute Eigentum des Freulerpalastes Näfels, und eine unbeschränkte Leihgabe.

Ab dem Jahr 1976 kam das Haus in Besitz des Ehepaars Christian und Getrud Joos-Scherer. Die Eltern zweier Töchter bauten einen zweiten Hausteil an das „Mutter Gottes-Haus“. Nach zehn Jahren Wirte-Dasein, verpachtete das Paar das „Bahnhöfli“ jedoch wieder, um 14 Jahre später zurückzukehren und nochmals sieben Jahre gemeinsam zu wirten.

 Rückkehr der beiden Schwestern 

Just während der Pandemie hatte der letzte Pächter des Restaurants Bahnhöfli gekündigt. Man suchte vergeblich einen Nachfolger. So übernahmen die beiden Töchter Gertrud Rüst und Brigitta Michel gemeinsam mit der Floristin Yvonne Holzner, einer Freundin aus früher Schulzeit, die traditionsträchtige Lokalität. Im Mai 2021, während der Corona-Massnahmen. Ein mutiger Schritt, ohne jede Gewissheit, dass sich ihr Vorhaben erfolgreich entwickeln würde. „Es war eigentlich in meinem tiefsten Herzen schon immer ein Wunschtraum gewesen, irgendwann im Leben noch einmal eine heimelige Kultur-Beiz zu eröffnen“, sagt die erfahrene, weitgereiste Reiseführerin und Betriebsleiterin Brigitta Michel, und fügt an: „Erfolg, kannst du nur haben, wenn du weisst, wohin der Weg dich führen soll.“ Wir sitzen in ihrer ehemaligen Kinderstube, dem heutigen Restaurant, und trinken Kaffee.

Trotz anfänglich schwieriger Zeiten gedieh die Idee der Kultur-Beiz. Bald fand die schmucke Oase mitten in Näfels bei wachsender Kundschaft Gefallen. Unter dem neuen Namen „GartenBISTRO“ wurde neu ein BnB (Bed&Breakfast) mit 16 Betten angeboten, eine Business-Lounge für 10 Personen kam dazu. Ebenfalls war alle drei Monate eine Bilderausstellung vorgesehen. Es blieb nicht bei den Plänen: Schon wenige Wochen später hatten die drei Frauen ihre Vision tatkräftig realisiert.

Kulturanlässe und kulinarische Verwöhn-Abende

Zum Glück für mich! Denn bei meinem ersten Besuch vor zwei Jahren erhielt ich gleich das Angebot, meine eigenen Bilder sowie meine bemalten Straussen- und Hühnereier im GartenBISTRO auszustellen. Inzwischen waren bereits sieben Ausstellungen zu sehen – aktuell sind es die Aquarell-Werke des Näfelser Künstlers Bruno Müller. Die Nachfrage ist gross, die Wände des Restaurants bis ins Jahr 2025 ausgebucht.

Genuss gibt es aber auch fürs Ohr: Vor einigen Monaten haben die drei Gastgeberinnen die Musikerin Manuela Einsle-Vetterli aus Ennenda getroffen und dabei den „Nordic Jam“ kennengelernt – nordische Musik. Daraus entwickelten sich unter dem Motto „Spielen-hören-geniessen“ gemeinsames Muszieren am letzten Freitagabend des Monats. Eine beachtliche Schar Spielerinnen und Spieler haben sich erfreulicherweise eingefunden und gemeinsam nordische Melodien gespielt. „Es waren ereignisvolle Abende“, schwärmt Yvonne Holzner. „Obwohl man sich nicht kannte, wurde gemeinsam musiziert, und - es tönte sogar sensationell gut.“ Brigitta Michel fügt hinzu: „Die ersten Kulturtreffs waren ein voller Erfolg, die Freude und Zufriedenheit spürbar.“

Auf die Frage, weshalb die drei Initiantinnen trotz Pensionalter dieses Projekt in Angriff genommen haben, kommt eine einheitliche Antwort: Sie alle hatten schon länger den Wunsch verspürt, Kultur, Kulinarik und Natur zu vereinen und für ihre Gäste eine Insel der Zufriedenheit, Entspannung, aber auch Freude und Bereicherung zu schaffen. Mit dem Bahnhöfli respektive GartenBistro konnten sie sich diesen Wunsch erfüllen, Alter hin oder her.

 Weiter Geschichte schreiben

Dabei ergänzen sich die drei Glarnerinnen perfekt: Trudi Rüst, die stille, fleissige und Aufbauende, ist der ruhende Pol im Dreiergespann. Brigitta Michel, die kulturell Begeisterte, sprüht vor Tatendrang und Unternehmungsfreude. Und Floristin Yvonne Holzner bringt mit ihrem grünen Daumen den paradiesischen Garten zum Blühen und mit ihrem Service die Gäste zum Lächeln. Das gut eingespielte Team hat ein gemeinsames Ziel: Das Traditionshaus „Wirtschaft Schweizerhaus“, das „Mutter-Gottes-Haus“, soll weiterhin Geschichte schreiben. 

Susanne von Dach (Text und Fotos)

         

Autor

Kulturblogger Glarus

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Published on

17.03.2023

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