Impro-Theater: Glarner Eigenheiten aus dem Stegreif

Ein Team des Impro-Theaters "anundpfirschich" war zuerst mit dem Fotoapparat in der Gemeinde Glarus Nord unterwegs - die erbeuteten Schnappschüsse boten die Grundlage für einen äusserst amüsanten Abend. Denn die Bühnenprofis spielten virtuos aus dem Stegreif Geschichten zu den Fotos - dabei bekamen die Glarnerinnen und Glarner ihr Fett weg.

Es war ein Anlass der besonderen Art, zu dem der „Verein ortFEst - z Niederurnä dihei“ geladen hatte. Am besagten Samstag war der Saal des Jakobsblick voller erwartungsvoller Besucherinnen und Besucher, die zu einem Impro-Komödien-Abend gekommen waren. Was sie alle vermutet haben: Es durfte, konnte gelacht werden. Dafür sorgte eine Gruppe des Schauspielensembles „anundpfirsich“ aus dem Raum Zürich. Seit 2005 improvisieren die Schauspielerinnen und Schauspieler in unterschiedlicher Zusammensetzung in der Schweiz und europaweit. Sie stehen hauptberuflich auf den Bühnen, bieten Kurse, Seminare und Trainings in professionellem Umfelde an. „anundpfirsich“ ist amtierender Schweizermeister im Theatersport 2022.

Fotos aus den Dörfern

Am Nachmittag war das Trüppchen aus zwei Schauspielerinnen und zwei Schauspielern erst in den Dörfern der Gemeinde Glarus Nord unterwegs. Ihr Thema: Üseri Gmeind. Sie fotografierten spezielle Werbetafeln, Brunnen und machten spontane Schnappschüsse, nummerierten sie durch und zeigten sie dann am Abend auf der Leinwand gezeigt. Das Publikum durfte eine Bildnummer wählen und wurde bei Fragen und Gesprächen einbezogen. Das Schauspiel-Quartett spielte virtuos aus dem Stegreif, zeigte kleine Szenen, Sketche, aber auch gefühlsvolle Episoden und sang spontan erfundene Lieder. Als auf den Fotos uralte Tafeln und ebenso alte Telefonnummern an den Hauswänden zu sehen waren, schwelgten die Zuschauerinnen und Zuschauer in den Erinnerungen an frühere Zeiten, dachten zurück an ihre Grossväter und Nachbarinnen, an Ärzte oder Anekdoten und Erlebnisse.

Das improvisierte Schauspiel kam ohne ein einziges Hilfsmittel aus, und trotzdem versank das Publikum in den Geschichten, liessen sich mitreissen, staunte oder lachte. Überraschungseffekte gab es immer wieder, die Bühnenprofis verstanden es, Gemeinderäte, die Lintharena Näfels, das Fridolinswappen, den Neid inklusive Föhn, aber auch Anna Göldi und den Glarner-Dialekt scherzhaft zu interpretieren, was oft ausgelassenes Gelächter zur Folge hatte. Auch das Bankenwesen und die Kirchen wurden auf die Schippe genommen. Für Erheiterung sorgten die Glarner„D“-Beckeli, das Adler-Bier und die Glarner Kalberwurst.

Die Tänzerinnen der „Dervish Dance Division“ rundeten den Abend mit ihrer sanften, verspielten, etwas mystischen Vorführung ab. Ihre Darbietung versetzte das eben noch lauthals lachende Publikum in eine ganz andere, in eine stille, verträumte Welt. So bot dieser Abend zwei gegensätzliche Showprogramme voller Erlebnisse.

Ein Verein voller Tatendrang

Der im Januar 2021 gegründete „Verein ortsFest“ arbeitet bereits an den nächsten Projekten. Er organisiert einmal mehr mit engagierten Einwohnerinnen und Einwohnern von Niederurnen 24 Adventsfenster. Ja, das Dorf Niederurnen lebt. Dafür sorgen unzählige Vereinsmitglieder, innovative und spendierfreudige Menschen im Dorf. Sie alle tragen auf ihre Weise dazu bei, dass kulturelle Anlässe umgesetzt werden können und es Momente voller Staunen und Lachen gibt – so wie neulich am Impro-Abend. 

Text und Fotos: Susanne von Dach