Das Glarner Mundartwörterbuch
Das Glarner Mundartwörterbuch
Dodo Brunner und Marianne Dürst Benedetti
Dodo Brunner und Marianne Dürst Benedetti
ein erster Blick ins Glarner Mundartwörterbuch
ein erster Blick ins Glarner Mundartwörterbuch
das Schmökern beginnt!
das Schmökern beginnt!

Nouvelles, Culture

Vorgestellt: das Glarner Mundartwörterbuch!

Es war einmal: eine Dame aus Paris. Sie besuchte das Glarnerland, aber auf der Sonnenterrasse regnete es ausgiebig. Es wurde eine Einkaufstour nach Glarus unternommen, denn die Kinder von Madame benötigten Gummistiefel. Madame verliebte sie sich in unseren Dialekt, fortan sammelte sie Wörter. Und inspirierte viele Jahre später eine Gruppe Glarnerinnen und Glarner zum soeben erschienenen Glarner Mundartwörterbuch.

Von Eva Gallati, Kulturbloggerin

Madame Marianne Duval-Valentin weilte mit ihren Kindern in Braunwald in den Ferien. Sie war eine sprachinteressierte Frau, gebürtige Ungarin, vor dem Kommunismus nach Frankreich emigriert und beruflich erfolgreich: ab ca. 1970 unterrichtete sie als Professorin an der Sorbonne, besuchte aber ihr Leben lang immer wieder unseren Kanton. Wie Zeitzeugen versichern, sprach sie Glarnerdeutsch „wie du und ich“.

 

Mit dieser Geschichte beginnt vor grossem Publikum Dodo Brunner die Präsentation des Glarner Mundartwörterbuches, das soeben beim Baeschlin Verlag erschienen ist. Sie ist als Mitglied der Academia Glaronensis und Präsidentin des Vereins Glarner Mundartwörterbuch, der gegründet wurde, um das Glarner Mundart-Wörterbuch auf die Beine zu stellen, eine der starken Treibkräfte des Projektes. Für das Buch wurden Glarnerinnen und Glarner zur Mitwirkung eingeladen, um ihr vielfältiges Wissen über unseren Dialekt einzubringen. Daneben wurden viele verschiedene schriftliche Quellen beigezogen, unter anderem zwei Kisten aus dem Nachlass der Madame Duval: die eine enthielt tausende von Hand beschrifteter Karteikarten, die andere Bücher auf Glarnerdeutsch sowie ihre Dissertation - über den Glarner Dialekt.


Nach vielen tausend Stunden Arbeit liegt das Buch nun vor, rot und schwer, ein rechter Schmöker den man nicht ins Bücherregal stellen mag, sondern griffbereit auf dem Sofa- oder Nachttischli sehen möchte . Ein paar Minuten Zeit hat man immer, um zu staunen, zu entdecken, sich zu erinnern. Der Hauptteil des Buches umfasst Glarner Dialektwörter von A-Z, auf Hochdeutsch übersetzt, aber es gibt noch viel mehr zu entdecken!


„Der Dialekt verändert sich stark“, meint Dr. Luzius Thöny. Im Buch kommen neue Wortwendungen und Ausdrücke vor, aber auch alte, die bis auf das 19. Jahrhundert zurückgehen. Thöny lobt die schnelle Umsetzung des Projektes dank guter Vorbereitungen durch den Verein. Nach erfolgter Digitalisierung wurden ab Oktober 2019 im Home-Office Einträge zusammengeführt und Schreibweisen festgelegt – kein einfaches Unterfangen in einer Sprache, für die es keine Regeln der Orthographie gibt.


Neben Dr. Luzius Thöny sprechen auch Ständerat Benjamin Mühlemann, Regierungsrat Markus Heer und weitere, aufgelockert durch die schön gesungenen Lieder des Kinderjodelchörli. In jeder Redepause stehen Leute auf und schleichen zum Bücherstand, um ein Glarner Mundartwörterbuch zu ergattern. Gaby Ferndriger vom Baeschlin Verlag erzählt, dass ihre Mutter mit Madame Duval im Kontakt gewesen sei und sie mit Wörtern beliefert habe. „Ich bin gespannt auf die Wirkung dieses Nachschlagewerkes – ob es Diskussionen über „das richtige Wort“ anheizen oder dabei helfen wird, Streitigkeiten beizulegen!“


Alle Mitwirkenden und Quellen sind im Buch erwähnt, ebenso Sponsoren und Geldgeber. Es muss toll gewesen sein, zusammen mit anderen Spezialist:innen dieses Werk zu erarbeiten und so einen wertvollen Beitrag zum Erhalt des immateriellen Kulturgutes zu leisten. Den feierliche Abend mit Musik, Applaus und anerkennenden Worten geniessen sie sichtlich! Ich bin überzeugt, dass alle Beteiligten neben der vielen Arbeit auch viel Freude, viel Verbindendes erleben durften, dass sie neue Erkenntnisse gewonnen und sicherlich auch in Erinnerungen geschwelgt haben. 


Beim Schmökern jedenfalls blitzen in mir solche auf – an Bachbumbele (die Blume mit dem schönsten Gelb auf Erden), an meine ersten Ohreglänggerli (mit Chüeli) und an meine Schwöschter, die immer erst vom Läubi zurückkam wenn wir mit Abtröchnen schon bei den Waaffen waren. Einige Wörter habe ich vergeblich gesucht, aber das kommt wohl daher, dass unser Muuti viele Ausdrücke aus anderen Schweizer Dialekten adoptiert hat, oder selber erfunden, wie das "Sunneglürsseli".

Der folgende Abzählreim stammt aber garantiert aus dem Glarnerland, er geht auf meine Niederurner Urgrossmutter zurück – und er wurde bisher nur mündlich weitergegeben (es gibt noch einen zweiten, aber der bleibt geheim!)


ÄNIGE TÄNIGE TUFFEL TII

TIFFEL TAFFEL DOMENII

HEXENSCHPO

SCHIMMELÄMOO

ÄNIG UND

TÄNIG UND

DRAUS!

 

Autor

Kulturblogger Glarus

Catégorie

  • Coutumes, folklore / célébrations
  • Nouvelles / Rapports

Publié à

24.05.2024

Webcode

www.guidle.com/HEJuWN