Hans Danuser reiht in sensiblen Variationen Berge und Vulkane aneinander. Vergleichende, kontemplative, auf ein fast gleichschenkliges Dreieck reduzierte Zeichen in Grau, Anthrazit und mattem Schwarz.

Seit seinem Umzug nach Davos war es nicht mehr die pulsierende Grossstadt mit ihren aufwühlenden Strassenszenen, sondern die neue Landschaft der majestätischen Schweizer Alpen, die Ernst Ludwig Kirchner inspirierte. Zwanzig Jahre, von 1918 bis 1938, lebte er in Davos, der höchstgelegenen Stadt Europas. An keinem anderen Ort hielt er sich länger auf, keiner bot ihm mehr Inspiration und gleichzeitig Grund zum Verweilen. Unter seinem Pseudonym Louis de Marsalle notierte er: „Kirchner war seit Hodler der erste Maler, der die Berge in neuer Form gestaltete“ und entwickelte einen Stil, der in strahlender Farbigkeit die imponierende Bergkulisse in die Fläche schob und zudem Widerhall in zahlreichen, gemeinsam mit der Weberin Lise Gujer gestalteten Textilien fand.

Gut hundert Jahre später reiht Hans Danuser in sensiblen Variationen Berge und Vulkane aneinander. Vergleichende, kontemplative, auf ein fast gleichschenkliges Dreieck reduzierte Zeichen in Grau, Anthrazit und mattem Schwarz. Der Berg als Rückzug vom Getriebe der Welt, zurückgenommen, auf ein Delta ähnliches Symbol konzentriert, um Welt zu erkennen. Inspiriert vom Blick aus dem Atelierfenster auf die markante Lawinenverbauung am Schiahorn oberhalb von Parsenn, entwickelte Danuser vor über zwanzig Jahren erste Arbeiten zum Thema Berg und Vulkan. Die individuellen Motive isolierte, vergrösserte und sezierte er, bis sie einen völlig neuen Blick auf das Sujet eröffneten.

Danuser selbst zählt zu den Pionieren einer neuen Fotografie. Seine Arbeitsweise ist auch naturwissenschaftlich geprägt, nicht profitorientiert und auf spartenübergreifende Erkenntnis ausgerichtet. Seit den 1990er Jahren entwickelte er ein neuartiges Fotoverfahren, bei dem das Fotopapier vor der industriellen Beschichtung von Hand bemalt wird. Diese patentierte, sogenannte Matographie erhielt ihren Namen in unruhigen Zeiten, als im Sommer 1980 in der Schweiz Pflastersteine in Schaufenster fielen. Einem Kinemathograph Schild in Zürich waren so die Anfangsbuchstaben abhandengekommen. Als Danuser das malträtierte Schild entdeckte, war der Titel für seine neue Fototechnik gefunden.

Erstmals präsentiert das Kirchner Museum Davos nun die vollständige Werkserie „Der Fujiyama von Davos“ mit insgesamt 100 Matographien.
Tatsächlich verbinden beide Künstler zahlreiche Komponenten. Die Berge als künstlerische Herausforderung und Experiment. Ernst Ludwig Kirchner fand im zentral in der Ausstellung präsentieren „Tinzenhorn“ einen emotional und künstlerischen Dreh- und Angelpunkt; Hans Danuser in den Wahrzeichen der Welt, den Pyramiden von Gizeh, dem Kilimandscharo oder nun dem „Fujiyama von Davos“. Die imaginierte künstlerische Besteigung jener Naturgiganten voll erbauender Schönheit und Gefahr, voll zerstörerischer Macht und ungeheurer Anziehung schlägt den Bogen um die Welt, von Japan bis in die Schweiz, vom Fujiama bis zu Schiahorn und Tinzenhorn in Davos.

Die Ausstellung wurde kuratiert von Dr. Ariane Grigoteit. Die Schau zeigt Gemälde, Fotografien, Zeichnungen, Druckgrafik, Textilien und Videos.