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Anzahl 65+ je 100 Erwerbspersonen, BFS Szenarien
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Integration Schweiz in die Weltwirtschaft, KOF, Weltbank 2019, avenirsuisse
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Gratisbild Internet zum Generationenkonflikt
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Demografie Coronafälle, BAG 2020
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Generationenkonflikt und Kultur

Der Generationenkonflikt ist im Zusammenhang vom Umgang mit der Corona-Epidemie, dem Fachkräftemangel und der Globalisierung zu sehen

Unsere Gesellschaft ist überaltert

Die Anzahl alter Menschen nimmt stark zu und immer weniger Junge müssen die Altersvorsorge der alten Menschen mitfinanzieren. Jährlich werden rund CHF 7 Mrd von Jung auf Alt transferiert. Die Baby-Boomer-Generation geht in Pension und die jungen, erwerbstätigen Personen können die Abgänge der Baby-Boomer nicht ersetzen. Diese Ausgangslage führt zu Spannungen, die zum Teil in der Öffentlichkeit ausgetragen werden. Immer mehr alte Menschen berichten über Anfeindungen und Rempeleien im öffentlichen Raum. Die Alten sind aber auch gute Konsumenten und stützen damit die Konjunktur. Offensichtlich handelt es sich um eine Kultur der Intoleranz und Gehässigkeit.

Fachkräfte fehlen

Arbeitsmarktexpertisen gehen davon aus, dass im Jahr 2050 rund 400 000 Arbeitskräfte fehlen, die nicht allein mit Schweizer Arbeitnehmenden ersetzt werden können. Diese Annahme ist nur quantitativ und sagt noch nichts aus über die Fachkräfte, die in der Schweiz vorhanden sein müssten. Wenn die Digitalisierung Arbeitsplätze reduziert, aber auch neue Arbeitsplätze mit neuen Anforderungen auslöst, sind wir gut beraten, wenn für die MINT-Themen wie Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technologie, genügend qualifizierte Personen zur Verfügung sind. Dies, weil die Innovations- und Wettbewerbsorientierung der Schweiz eine wesentliche Grundlage für die Zukunft darstellt. Über die Begrenzung der Zuwanderung wird im September abgestimmt. Die aktuelle Pandemie wird den Abstimmungskampf wesentlich befeuern. Offen ist noch, wie sich Corona auf die Arbeitslosigkeit und die Konkursfälle auswirken wird. Aus heutiger Sicht scheint mir aber jetzt schon klar zu sein, dass die Schweiz auf eine Zuwanderung von Fachkräften nicht verzichten kann. Die Offenheit für Diversität und andere Kulturen ist im Wesentlichen auch eine Kulturfrage. Die Vergangenheit hat schon immer gezeigt, dass die Diversität für die erfolgreiche Weiterentwicklung einer Gesellschaft von grosser Bedeutung ist.

Die Corona-Krise

Die Bekämpfung der Corona-Krise zeigt, dass dies der Schweiz gut gelungen ist. Persönliche Freiheiten sind in der gelebten Demokratie mit dem „Lock-down“ plötzlich in Frage gestellt. Es geht vor allem um die Gestaltung von Kontakten und die Mobilität. Aus Sicht der Kultur ist das zu kurz gegriffen, weil Freiheit auch mit der Balance zwischen Konformismus und Individualität zu tun hat. Damit ist ein Mass an Selbstbeschränkung gefragt. Darin kann sich die persönliche Freiheit entfalten. Sicher geht es nicht darum, tun zu können, was jeder will. Die Anzahl Corona-Infektionen zeigen, dass über 60ig Jährige 60% der Ansteckungen ausmachen, 40% sind aber Personen, die unter 60 Jahre alt sind. Bei den Todesfällen sieht es dann aber anders aus. Da sind über 90% Personen betroffen, die alt sind. Mit Schwergewicht kommen die Todesfälle in den Altersheimen vor. Die rückläufigen Neuansteckungen belegen, dass die  Schweiz die Krise gut im Griff hat. Das „Genie“ der Schweiz liegt nicht in ihrer Brillanz. Es ist wohl die pragmatische Intelligenz der vielen und die existierende Verantwortungskultur, welche unser Land ausmacht, selbst dann, wenn es immer wieder Personen gibt, die das nicht kapieren wollen oder können. Statt Gier hat die Pandemie ein tragfähiges, gesellschaftliches Grundgerüst frei gelegt, wie der Publizist Michael Hermann ausführt. Allerdings gibt zu denken, dass es aktuell immer mehr Personen gibt, die auf Ernährungshilfspakete angewiesen sind. Es kann nicht sein, dass in Zürich rund 1400 solcher Pakete am Pfingstwochenende abgegeben werden. Betroffen sind vor allem Tieflohnbezüger oder temporär Arbeitende, das heisst  vor allem Frauen und Alleinerziehende. Es kann nicht sein, dass in einem reichen Land solche Ereignisse überhaupt vorkommen. Die zunehmende Ungleichheit in der Bevölkerung ist ein Teil der aktuellen Kultur.

Wer bezahlt die Corona-Schulden?

Gemäss Bundesamt für Statistik gibt es im Bundeshaushalt ein Loch, mit dem Rückgang von Steuereinnahmen,  von CHF 30 bis  CHF 50 Mrd. Der Bund hat bis zum 20.5.20 CHF 72 Mrd zur Verfügung gestellt. Zwei Fünftel erfolgen als a-fonds-perdu-Beitrag. Der Rest wird in Form von Darlehen oder Bankgarantien gewährt. Zwei Drittel sind zur Stabilisierung der Sozialwerke bestimmt. Die Kantone haben ausserordentliche Ausgaben betätigt. Economiesuisse schätzt den Gesamtbetrag zur Stützung der Wirtschaft auf CHF 313 Mio und CHF 2 Mrd an Darlehen.  Geeignete Diskussionsfelder  für die  Parlamente. Die Ausgaben für Kultur sind die Folgenden: Ausfallentschädigung 1. Tranche für Kulturunternehmer CHF 145 Mio, Soforthilfe für Kulturfirmen und -Schaffende CH 75 Mio und Unterstützung für kulturelle Vereine von CH 10 Mio. Kulturell deutliche Zeichen der Solidarität, die in der Not der Situation keine grossen Diskussionen ausgelöst hat. Die Umsätze über alle Branchen sind durchschnittlich um rund 20% eingebrochen, sehr unterschiedlich je nach Branche.

Die Auswirkungen auf die Steuereinnahmen abzuschätzen ist schwierig. Die Bundeseinnahmen korrelieren stark mit dem Brutto-Inlandprodukt. Der erwartetet Rückgang des BIP liegt bei 6,7% und führt zu einem Rückgang der Bundeseinnahmen von CHF 74 Mrd 2019 und CHF 69 Mrd für 2020. Die beschlossenen Massnahmen des Bundes machen rund 45% des jährlichen Staatsbudgets aus. Dieser Betrag wird weiter ansteigen. Die finanziellen Voraussetzungen machen  es aber möglich, dass die Aufwendungen bewältig werden können. Die Gesamtverschuldung und die Sozialwerke  von Bund, Kantonen und Gemeinden sind rund 13% des BIP; bei der Europäischen Union liegt der gleiche Wert bei 78% des BIP. Trotz dieser guten Voraussetzungen machen sich im eidgenössischen Parlament Aktivitäten zur Aufweichung der Schuldenbremse bemerkbar, was ohne Zweifel ein Irrtum ist.

Die Schulden abzubezahlen ist eine Frage der Gerechtigkeit. Verlockend ist es sicher den „schwarzen Peter“ den künftigen Generationen zuzuschieben. Die künftigen Generationen an der Schuldenbewältigung zu beteiligen ist unproblematisch, wenn sie davon profitieren können, was beispielsweise bei Investitionen in die Infrastruktur gilt. Die aufgehäuften Schulden sind aber auch für den Konsum der heutigen Generation bestimmt. Der Abbau von Schulden während den nächsten 15 Jahren ist eine Frage der Generationengerechtigkeit. Mit der Schuldenbremse lässt sich die intergenerationelle Gerechtigkeit erreichen. Einen Generationenkonflikt sollten die Corona-Schulden nicht auslösen.

Nationalisierung und Wohlstand

Mit der Pandemie sind die Rufe nach Re-Nationalisierung oder De-Globalisierung laut geworden, obwohl die Verbreitung des Virus nicht über den Handel mit Gütern geschieht. Die Globalisierung wird nicht zum Stillstand kommen, weil die internationalen Verflechtungen zu feindgliedrig und die globale Arbeitsteilung zu hoch sind. Daraus hat sich für die Schweiz ein Wohlstandsgewinn ergeben.   Rund 1,9 Mio Beschäftigte profitieren direkt vom Zugang zu ausländischen Märkten, davon 915 000 von der Nachfrage aus den EU-Ländern. Die Befürchtungen der „Re-Nationalisierer“ beziehen sich auf die Versorgung von lebensnotwendigen Gütern. Der Selbstversorgungsgrad bei den Lebensmitteln ist in der Schweiz bei 59%, im internationalen Durchschnitt sind es nur 20%. Allerdings wird heute ein hoher Anteil an Vorprodukten für die Landwirtschaft importiert. Aus der Pandemie lässt sich ableiten, dass Exportrestriktionen die Folgen der Pandemie verschärfen, Importe sollten dauerhaft entlastet werden, es ist ein hoher Grad an Versorgungssicherheit anzustreben, der Abschluss eines bilateralen Gesundheitsabkommens mit der EU ist anzustreben, die Personenfreizügigkeit ist zu erhalten und die Bewirtschaftung der Pflichtlager ist zu optimieren. Die Kultur der Offenheit und Diversität tragen dazu bei, dass der Wohlstand in der Schweiz erhalten werden kann.

 

Eduard Hauser

Autor

Kulturblogger Glarus

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Hauser Eduard
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Biäschenstrasse 10
8872 Weesen
hauser.eduard@gmail.com
079 436 45 66

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Published on

04.06.2020

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