Weitere Klassik & E-Musik
...damit Eure Kunst lebendig wird.
Aula alte Turnhalle, Wetzikon ZH
Zwei ikonische Werke des 20. Jahrhunderts: Salut für Caudwell von Helmut Lachenmann und "Sports et Divertissements" von Erik Satie. Gitarre und Sprecher: Julián Croatto und Markus Hochuli
Der Anspruch der Kunst, ihre eigenen Grenzen zu sprengen, hat immer schon zu ihrer Weiterentwicklung beigetragen. Die Werke dieses Konzerts mit den beiden Gitarristen Julian Croatto und Markus Hochuli sind durchdrungen von diesem Anspruch, etwas Neues zu schaffen und für dieses Ziel alle Grenzen zu überschreiten. Dabei spielen in unterschiedlichem Ausmass auch aussermusikalische Einflüsse eine Rolle.
Bereits Ende des 16. Jahrhunderts gab es insbesondere in Venedig überzeugende Versuche, die Interpret*innen eines Stücks so im Raum zu verteilen, dass über eine extreme stereophonische Wirkung eine neue Raumerfahrung möglich wurde. Alessandro Piccinini (1566-1638) übertrug dieses Kompositionsprinzip auf zwei Lauten. In der Übertragung auf zwei Gitarren werden wir das Publikum in die Mitte nehmen.
Girolamo Frescobaldi (1583-1643) beschreibt mit dem umständlichen Titel „Ricercare con l’obbligo di cantare la quinta parte senza toccarla“ genau die gestellte Aufgabe: der Organist soll zu einer vierstimmigen Komposition die fünfte Stimme zu den normal gespielten restlichen vier Stimmen dazu singen. Wir spielen eine Bearbeitung für zwei Gitarren, natürlich mit einem singenden Gitarristen.
„Salut für Caudwell“ (1977) von Helmut Lachenmann ist ein Ausnahmestück in der ganzen Gitarrenliteratur. Nie hat ein Komponist die Gitarre so konsequent auf ihre unbekannten und unentdeckten Seiten hin erforscht. Auch heute, fast 50 Jahre nach seiner Entstehung, bringt dieses Werk die Interpreten an die Grenze ihrer Möglichkeiten. Die Gitarristen müssen einerseits die Gitarre von Grund auf neu lernen, um ihren Fähigkeiten eine extrem differenzierte Geräuschpalette hinzufügen. Andererseits müssen sie während dem Gitarrenspiel einen Text von Christopher Caudwell (1907 - 1937) rezitieren, der mit (klassen-)kämpferischem Impetus die gesellschaftlichen Voraussetzungen einer zukunftstauglichen Kunst postuliert.
Mit welcher Musik kann man ein Werk kombinieren, das in der Gitarrenliteratur beispiellos ist bezüglich Extravaganz, Anspruch und Qualität? Wir haben uns dafür entschieden, von Erik Satie (1866-1925) das legendäre Werk „Sports et Divertissements“ in einer Bearbeitung für zwei Gitarren zu spielen. Original 1914 für Klavier komponiert, ist „Sports et Divertissements“ ein Multimediastück avant la lettre. Es besteht aus 21 Miniaturen, die in knappen Gesten mit Musik, Bild und Text eine Sportart oder einen Zeitvertreib (ein Divertissement) karikieren. Die Auswahl der Themen reicht vom Golfen über den Flirt bis zur Wasserrutschbahn.
Entgegen Saties Anweisung, die absurd-bissigen Texte in seiner Partitur nicht vorzulesen, werden wir sie gleichzeitig mit dem Spielen auf französisch rezitieren, so dass wir wie bei Lachenmanns „Salut“ gleichzeitig spielen und sprechen.
Die farbigen Bilder, die der Zeichner Charles Martin zur Erstaufführung beigesteuert hat, werden wir während der Aufführung projizieren, ebenso einige Beispiele von Saties stupender Kalligrafie. Dass ausserdem 2025 Erik Saties 100. Todestags gedacht wird, haben wir erst nach der Festlegung des Programms erfreut festgestellt.
Auch wenn die Stücke von Lachenmann und Satie nicht unterschiedlicher sein könnten, so treffen sie sich doch in der Kritik der bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse, in ihrer Extravaganz, im Einbezug aussermusikalischer Elemente und in ihrer Qualität.
Datum
Preis
30.--, 25.--, Kinder 10.--
Adresse
Aula alte Turnhalle
Turnhallenstrasse 9
8620 Wetzikon ZH
Kontakt
Markus Hochuli
Eggstrasse 30
8620 Wetzikon
Kategorie
- Weitere Klassik & E-Musik
Zielgruppe
- Offen für alle
Barrierefreiheit
- Rollstuhlgängig
Webcode
www.guidle.com/R5JuwP