«Das Käthchen von Heilbronn» – wirblige Inszenierung - 1

Glarus

«Das Käthchen von Heilbronn» – wirblige Inszenierung

Ein grosses historisches Ritterschauspiel des Heinrich von Kleist war angekündigt.

Was zu hören und zu sehen war, beeindruckte, begeisterte, war spannend, war ein Meer an Emotionen und äusserst engagiertem Ausdrücken. Und Worte, wie sie im Programm enthalten waren, sich in tiefster Romantik bewegten, fanden Platz in heutigem Geschehen, in Freizügigkeit, Erotik, stürmischer Hingabe, Innigem. Die Verknüpfung dieser Elemente, das Gegenübersetzen und Einbeziehen von flammenden, höchst leidenschaftlichen Botschaften kam an – sehr zur Freude der Besucher.

Es sei erlaubt, Teile des Programmtexts von Curt Hohoff zu übernehmen. «Ein Wesen von zarterer, frommerer und lieberer Art müsst ihr euch nicht denken, und kämt ihr auf Flügeln der Einbildung, zu den lieben, kleinen Engeln, die mit hellen Augen, aus den Wolken, unter Gottes Händen und Füssen, hervorgucken. Ging sie in ihrem bürgerlichen Schmuck über die Strasse, so lief es flüsternd aus allen Fenstern herab: das ist das Käthchen von Heibronn, ihr Herren, als ob der Himmel von Schwaben sie erzeugt, und, von seinem Kuss geschwängert, die Stadt, die unter ihm liegt, sie geboren hätte».

Gespielt wurde in einem räumlich klug gegliederten Bühnenbild, das rasche Wechsel gestattete, in jeweils andere Welten zu entführen vermochte; beginnend beim Hohen Gericht, das Käthchens Vater anhörte, verhörte, wechselnd zu natürlich üppiger Schönheit oder prunkvollem Bad. Und darin bewegten sich die Schauspielerinnen und Schauspieler mit unerhörter Gewandtheit, mit Leidenschaft, Zorn, Trauer, Anklage, im eigenen Tränenmeer zuweilen versinkend, dann wieder riesig kampfbereit, einen drohenden Tod in Kauf nehmend, intrigierend, liebend, tollpatschig, hilfsbereit, pathetisch deklamierend. Diesen Reichtum an Spielkunst mitzuverfolgen, war ein inhaltsstarkes Geschenk. Man liess sich gerne mitziehen, in dieser erfrischend wechselstarken Welt an Gefühlen und ausgespieltem Reichtum an Kraft und Beseeltheit.

Es fällt schwer, die wechselvolle, an Unterhaltungswert reiche Spielkunst gebührend zu würdigen; damit dem gerecht zu werden, was geboten war. Das sind unter anderem Friedrich Wetter, Graf vom Strahl (Matthias Kurmann), feuriger Liebhaber, Kämpfer, sich seiner Macht sehr bewusst; die wortreich fordernde und argumentierende Gräfin Helena (Katharina von Bock); der wirblige, servile, ungemein gelenkige Knecht Gottschalk (Nicola Batthyany) mit Hang zu Clowneskem; die Kunigunde von Thurneck (Joachim Aeschlimann) mit umwerfendem geschlechtlichem Wechsel , sich Weiblichem total hingebend ; Theobald Friedeborn (Andreas Storm) als Käthchens Vater, leidenschaftlich, zuweilen bemitleidenswert; Käthchen (Julka Duda), unterwürfig, dann wieder liebestoll, vom inneren Feuer fast verzehrt, kraftvoll und etliche Burggrafen (Stefan Lahr, Michael von Burg) und vier Richter des heimlichen Gerichts.

Kampfszenen, willkommen und sinnrichtig knapp gespielt, die riesige Feuersbrunst, versöhnliche Hochzeit am Schluss, Wut, Leidenschaft, Helfen, Klagen – die Welt der Gefühle war gewaltig, dramatisch, wurde mit verdient langem, herzlichem Applaus verdankt.

Quelle: glarus24.ch, online Zeitung für das Glarnerland
Datum: 25 02 2019 05:15 Uhr

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glarus24.ch

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Publiziert am

11.02.2019

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