Stiftungsratspräsident Dr. Walter Hauser
Stiftungsratspräsident Dr. Walter Hauser
Museum Anna Göldi
Museum Anna Göldi
Der Kamin mit Inschrift "Anna" zur Eröffnung am 13.8.20
Der Kamin mit Inschrift "Anna" zur Eröffnung am 13.8.20

Kunst / Design

Anna Göldi Museum mit neuem Leuchtturm

Das Anna Göldi Museum eröffnet am 13.8.20 den restaurierten Kamin mit der Aufschrift "Anna". Das Anna Göldi Museum hat einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht. Die Frage drängt sich auf, „wie ist das passiert?“ Zwei Personen stehen als Gründerväter dahinter. Es sind Peter Jenny, emeritierter Professor an der ETH und Walter Hauser, Jurist und Prozessrechtexperte.

Wie bei allen kulturellen Vorhaben ist auch das Projekt Anna Göldi auf wenig Interesse und Unterstützung gestossen. Der Kanton Glarus hat mit der Rehabilitierung von Anna Göldi grosse Schwierigkeiten gehabt; 2007/08 ist es endlich soweit gekommen.  Sicher ist es unangenehm, wenn über eine „Hexe“ ein Verfahren zur wieder Gutmachung gestartet werden soll. Die Trends zu mehr Selbstbewusstsein von Frauen und die damit erhoffte Gerechtigkeit haben schliesslich zu einem „guten Ende“ und zu einem fulminanten Start des Museums geführt. Walter Hauser, der Präsident der Anna Göldi Stiftung schreibt im Vorwort  seines viel beachteten Buchs „Bitterkeit und Tränen“ – Szenen der Auswanderung aus dem Tal der Linth und die Ausschaffung des heimatlosen Samuel Fässler nach Amerika – „ Das Buch enthält aber auch eine Mahnung an uns alle: Probleme lassen sich nicht lösen, indem wir Menschen ausgrenzen und verstossen. Erst recht in schwierigen Zeiten braucht es eine solidarische Gesellschaft, in der auch die schwächeren Glieder einen Platz, eine Heimat haben“. Diese Aussage lässt sich auch auf den Fall „Anna Göldi“ und andere Vorkommnisse im Glarnerland übertragen.

„Bei extremen Anfeindungen zu einem Vorhaben wie Anna Göldi, kann man sich nur mit einer guten Portion Durchsetzungsvermögen und klarer Kommunikation der eigenen Meinung behaupten“, so weit Walter Hauser, der Präsident der Anna Göldi Stiftung. Heute wird die Stiftung von Swisslos unterstützt und kann sich darüber freuen, dass eine Privatperson grosszügig Geld fliessen liess. Dank dieser Zuwendung ist es möglich geworden, das Museum zu isolieren und den neuen Anforderungen anzupassen.  Am 13. August wird der renovierte Kamin mit dem Schriftzug „Anna“ in Betrieb gesetzt. Ein Leuchtturm, der weit herum signalisiert, dass hier das Anna Göldi Museum steht. Die Signaletik könnte mit „Signal-Ethik“ ersetzt werden. Das Design hat Peter Jenny gemacht, der mit dieser Geste als langjähriger Förderer der Sache Anna Göldi geehrt wird. Die Tatsache, dass im Museums Team alles Frauen vertreten sind, ist eine Kompensation für die Vergabe des Designs an einen Mann.

Wie ist es dazu gekommen, dass das Anna Göldi Museum auch bei der Bevölkerung von Glarus und der Gemeinde Glarus grossen „Goodwill“ geniesst? Dass das Museum sich  über starke Besucherzahlen von Nah und Fern freuen kann, hat eine Geschichte. Viele Personen reisen ausserhalb des Kantons zu einem Kulturaufenthalt an, bei welchem verschiedene Institutionen besucht werden. Dazu gehört der Plattenberg oder der Freulerpalast. Erfreulich ist, dass diese Besucher für eine erfreuliche Wertschöpfung sorgen, die mit dem Konsum und mit Übernachtungen erzielt wird. Der Bekanntheitsgrad ist eine zentrale Voraussetzung dafür, dass dies geschieht. Dieser wiederum wird erreicht mit einer klaren Positionierung des Museums und mit der Personifizierung „Anna Göldi“. Die Besucher interessieren sich für Fragen der Menschenrechte oder den existierenden Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft. Anna Göldi und ihre Geschichte berührt die Menschen. Ihr Schicksal und ihre Person ist zu einem Mythos und einem Mysterium geworden. Die aktuelle Diskussion in der Gesellschaft über Menschenrechte, die Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern oder die Thematisierung weiterer Frauenthemen an den Frauenstreiks befeuern das Interesse am Anna Göldi Museum. Unter den Besuchern*innen findet man Schüler, die eine Arbeit über Göldi schreiben, Lehrlinge, die mehr über Anna Göldi wissen möchten oder Studierende, die ihre Masterarbeit oder Dissertation über das Phänomen Göldi schreiben. Der bisherige ehrenamtliche Einsatz der Verantwortlichen ist stark belohnt worden und die Finanzierung von Swisslos, sowie die Unterstützung einer Privatperson hat zu einer entspannteren Situation des Museums beigetragen. Fazit: „Kultur muss etwas Aussergewöhnliches bieten“, eine „unique selling proposition“. Eine einfache und klare Aussage, die sich auch andere Kulturinstitutionen im Kanton Glarus auf die Fahne schreiben können.

Doch, wie kommt es zu diesem „Aussergewöhnlichen“? Die Triebfeder ist die Neugier. Ein Merkmal, welches für alle Menschen, vor allem für die Kinder, gilt. Die Neugier ist auf das Neue ausgerichtet und auf die beharrliche Verfolgung von Ideen, die schliesslich mit konkreten Zielen verbunden werden. Die Triebfeder bei Walter Hauser ist das Interesse an berühmten Justizfällen. Er hat schon als Jurist über das Glarner Prozessrecht dissertiert und verfolgt bis heute Vorfälle in der Gesellschaft um, in der Rolle des Publizisten,  der Gerechtigkeit mehr Bedeutung zu geben. Sein Wunsch für die Kulturinstitutionen im Glarnerland ist, dass die Zusammenarbeit eine grössere Bedeutung erhält. Das heutige, glarnerische Kulturförderungsgesetz stammt aus dem Jahr 1972 und sollte revidiert werden. Dieses Gesetz müsste die Richtung der glarnerischen Kulturpolitik klar vorgeben. Das Denken und Handeln im „eigenen Garten“ sollte durch die Zusammenarbeit aufgebrochen werden. Zwischen Institutionen wie Freulerpalast, Kunsthaus, Plattenbergmuseum und Anna Göldi Museum könnten einzigartige Synergien entstehen, welche die Leuchtkraft der einzelnen Institutionen verstärkt und die Einzigartigkeit über die Kantonsgrenzen hinaus fördert. Schliesslich ist damit zu rechnen, dass mit den Kulturinstitutionen Wertschöpfungspotenzial für die Wirtschaft umgesetzt werden kann.

Ziel der Anna Göldi-Stiftung ist, dass das Museum langfristig gesichert ist und die Unterstützung von Kanton und der Gemeinde Glarus nach wie vor vorhanden ist. Es wird mit dem Kanton eine neue Leistungsvereinbarung ausgehandelt. In den letzten fünf Jahren ist mit enormem Engagement und Herzblut die Entwicklung des Museums vorangetrieben worden. Alle bisherigen Vorgaben sind erfüllt und übertroffen. Die starken Besucherzahlen sprechen eine deutliche Sprache, dass Ann Göldi mit ihrem Schicksal angekommen ist. Wir freuen uns auf die Enthüllung der Anschrift „Anna“ am Kamin.
Eduard Hauser

Quelle: Walter Hauser; „Bitterkeit und Tränen“, Limmat Verlag, Zürich 2002 – Das Buch thematisiert die Industriegeschichte im Glarnerland zwischen 1840 und 1850 und zeigt persönliche Schicksale der Menschen im Tal auf.

Autor

Kulturblogger Glarus

Kontakt

Hauser Eduard
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hauser.eduard@gmail.com

Kategorie

  • Kunst / Design

Publiziert am

14.07.2020

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