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Gesellschaft

Wie nehmen Schweizer Finanzinstitute ihre Klimaverantwortung wahr?

Die Bewegung Klimastreik veröffentlicht ihr Finanzplatz Rating und leitet Handlungsanweisungen ab.

35 der 76 kontaktierten Finanzinstitute haben auf den Klimastreik-Fragebogen («Abschlussprüfung») reagiert. Nun liegen die Resultate vor: Die Dringlichkeit der Klimakrise wird von den meisten Finanzinstituten nur ungenügend erkannt. Die daraus abgeleitete Verantwortung wird selten wahrgenommen. Dies zeigten auch die intensiven Kontakte der Bewegung Klimastreik mit zahlreichen Finanzinstituten. Das Finanzplatz-Rating ermöglicht einen Überblick über die aktuellen Ambitionen der Finanzinstitute im Hinblick auf die Klimakrise.

Links

Finanzplatz-Rating der Bewegung Klimastreik:
https://climatestrike.ch/de/how-green-is-your-financial-institution

Bericht zum Rating, in welchem vertieft auf den Prozess und die Resultate eingegangen wird
https://admin.climate-prod.ch/uploads/Finanzplatz_Bericht_zum_Rating_ff7cc017c0.pdf

Wie kam das Rating zustande?

Das Rating orientiert sich an den ausgewählten Antworten des Fragebogens («Abschlussprüfung»): https://admin.climate-prod.ch/uploads/DE_Fragebogen_4c9bf56216.pdf

Fragebogen versendet: 76

Fragebogen beantwortet: 23

Fragebogen zwar nicht ausgefüllt, aber Austausch hat stattgefunden: 12

Intensiver Austausch, da persönlich oder via Zoom getroffen: 17


Es wurden die Noten 1 bis 6 vergeben. Note 6 wurde erreicht, wenn ein Finanzinstitut bei allen drei Fragen die beste Antwortmöglichkeit (Transparenz, Netto Null 2030, Ausschluss fossiler Energien), auswählen konnte. Die Note 1 wurde erteilt, wenn sich das Finanzinstitut mit uns nicht in Verbindung gesetzt hat. Alles zwischen 1 und 6 ist transparent im Bericht zum Finanzplatz Rating ersichtlich.

Einige Finanzinstitute haben zwar eine schlechte Note, aber sie haben dennoch Massnahmen implementiert oder geplant. Diese sind auf der Website der Bewegung Klimastreik Schweiz verlinkt: https://climatestrike.ch/de/how-green-is-your-financial-institution

Haupterkenntnis

Das Finanzplatz Rating der Bewegung Klimastreik gibt einen Überblick über den gegenwärtigen Stand der Finanzinstitute hinsichtlich ihrer Transparenz, ihren Klimazielen und -massnahmen. Es zeigt deutlich auf, dass fast alle der befragten Schweizer Finanzinstitute nicht auf Kurs sind die 1.5°C Erderwärmungs-Grenze einzuhalten. Das Rating zeigt jedoch auf, dass ein paar wenige ihre Verantwortung in der Klimakrise bereits wahrnehmen und umsetzen.

«Die Dringlichkeit der Klimakrise wurde von den meisten Finanzinstituten noch nicht genügend erkannt und die daraus abgeleitete Verantwortung wurde noch nicht genügend wahrgenommen. Dies zeigten uns auch persönliche Treffen und der intensive E-Mail Austausch, welche in den letzten Monaten mit Finanzinstituten geführt hatten.» sagt Stephanie Wyss aus der Bewegung Klimastreik Schweiz.  

Nebenerkenntnisse

Klimastreik-Forderungen sind umsetzbar: Wie die Resultate des Ratings zeigen, sind die Klimastreik Forderungen von sechs unterschiedlichen Finanzinstituten durchaus umsetzbar. Sogar Kantonal- und Privatbanken haben sich das Netto Null Ziel 2030 gesetzt und werden uns bis Ende Jahr über ihre nächsten Schritte informieren.

Widerspruch von Worten und Taten: Lediglich zehn Finanzinstitute können sich zum Netto Null Ziel bis 2050 und zum Vorlegen entsprechender Massnahmen bis Ende Jahr bekennen. Diese Resultate zeigen erneut auf, wie weit der Schweizer Finanzplatz davon entfernt ist, das vor drei Jahren ratifizierte Pariser Klimaabkommen in die Praxis umzusetzen. Dies im Widerspruch der öffentlichen Darstellung der Finanzinstitute, wo sie sich als “nachhaltig” oder gar “grün” bezeichnen. Wo grün drauf steht, muss auch grün drin sein!

Das Fehlen von Massnahmen: Obwohl sich einige Finanzinstitute zu Netto Null 2050 bekennen, schliessen diese fossile Energien jedoch nicht ab sofort aus. Wieso der Ausschluss so wichtig ist, hat die Bewegung bereits in einem ausführlichen Argumentarium dargelegt. Allgemein konnten viele Finanzinstitute das Kreuz nicht bei Netto 0 bis 2050 setzen, da sie keine konkreten Massnahmen bis Ende Jahr aufweisen können, um ein Ziel zu erreichen, welches sich die Schweiz bereits vor drei Jahren gesetzt hat. Festzuhalten ist dennoch, dass viele Finanzinstitute aktuell in der Analyse ihrer Finanzflüsse und in der Massnahmenplanung sind.

Nach wie vor mangelnde Transparenz: Trotz unseren Bemühungen seit einem Jahr ist die grosse Mehrheit der Finanzinstitute bezüglich ihren Finanzflüssen intransparent. Dies verunmöglicht die Überprüfung der beschriebenen Klimafreundlichkeit der Finanzinstitute durch die Zivilgesellschaft, die Politik und Verwaltung. Aus diesem Grund fordert die Bewegung Klimastreik die Finanzinstitute und die zuständigen Behörden dazu auf, mehr Transparenz der Finanzflüsse zu gewährleisten.

Die Vorgehensweise und die Resultate werden im Bericht zum Finanzplatz Rating ausführlich kritisch reflektiert.

Was leitet die Bewegung Klimastreik aus ihren Erkenntnissen ab?

Damit Schweizer Finanzinstitute nicht mehr zur Zerstörung des Planeten beitragen, braucht es uns alle. Wer eine politische oder institutionelle Machtposition inne hält, wird von der Bewegung Klimastreik aufgefordert, die nötigen Massnahmen (siehe unsere Forderungen und unser Argumentarium) voranzutreiben.

Auch Privatpersonen können einen Beitrag zur Umsetzung der Forderungen leisten:  Dazu gibt die Bewegung Klimastreik Handlungsanweisungen heraus, welche sich an Politiker*innen, die Verwaltung, die Schweizerische Nationalbank, CEOs, Verwaltungs*rätinnen, Angestellte von Finanzinstituten, und Privatpersonen richten.

Handlungsanweisungen unter «Download»

Wie geht es weiter?

Die Bewegung Klimastreik wird das Rating von Zeit zu Zeit aktualisieren.

Finanzinstitute und die institutionelle Politik sind jetzt in der dringenden Verpflichtung, konkrete und griffige Massnahmen einzuleiten. Dieser Handlungsdruck wird in den folgenden Monaten durch unterschiedliche Aktionen wie z.B. Merry Crisis verstärkt werden.

«Gemeinsam soll sich die Gesellschaft überlegen, wie sie zusammen das Schweizer Finanzsystem klimagerecht gestalten will und auf welchen Werten dieses aufgebaut werden soll. Aktuelle Ansätze wie ESG oder Sustainable Finance greifen zu kurz. Es braucht Bestrebungen darüber hinaus, und zwar in Richtung Klimagerechtigkeit», meint Annabelle Ehmann von der Bewegung Klimastreik Schweiz.

Autor

KlimaGlarus.ch

Kontakt

Klimastreik Schweiz
+41 52 770 12 24

Kategorie

  • Gesellschaft

Publiziert am

01.12.2020

Webcode

www.guidle.com/uF1Rqr