Spektakuläre Alpfahrt mit dem Heli auf die Alp Aueren

Es ist wieder die Zeit der Alpfahrten. Nach einer längeren Winterpause und einer extremen Trockenheit im Lanzig kam der erlösende Regen, welcher das Wiesland auf den Alpen geradezu hervorschiessen liess.

Dabei werden die Alphütten und Ställe sowie die Umgebung für die Alpsaison 2020 vorbereitet. Unzählige Pfähle mussten für die Umzäunung eingeschlagen werden. Wege und Stege erforderten viel Arbeit, um die Folgen des Winters nach zahlreichen Lawinenniedergängen zu befreien und wieder instand zustellen. Diese Arbeiten sind mittlerweile zum grössten Teil ausgeführt und alles ist bereit für eine erfolgreiche Alpfahrt 2020. Die Vorfreude auf die kommende Alpsömmerung ist bei den Älplern, Sennen, Zusennen und Angehörigen riesig! Sie alle freuen sich gemeinsam mit dem Vieh, mit Sack und Pack die beschwerlichen Wege auf die Glarner Alpen unter die Füsse zu nehmen. In den nächsten Tagen soll es gemäss Aussagen von Christian Berglinger, Präsident des Glarner Alpvereins mit den Alpfahrten im ganzen Kanton losgehen.

Zumutung für die Milchkühe und Rinder

Aussergewöhnlich spektakulär war die diesjährige Alpfahrt vom vergangenen Mittwochnachmittag auf die Auerenalp oberhalb von Netstal in jeder Beziehung. Eigentlich wollte der Pächter der Auerenalp, Jakob «Köbi» Schnyder Junior, wie jedes Jahr mit seinem Vieh und dem ganzen Tross auf dem Bergwanderweg von Netstal hinauf auf die Alp Aueren fahren. Leider war das in diesem Jahr nicht möglich, weil die dringend notwendigen Holztritte, welche dem Vieh, vor allem den Milchkühen und Rindern, aber auch den vielen Bergsteigern und Wanderer den äusserst steilen Aufstieg erleichtern würden, schlichtweg fehlten. Zwar wurde der Bergwanderweg von Netstal auf die Auerenalp durch die Forstequipe der Gemeinde Glarus wieder instand gestellt und durch die Behörden wieder freigegeben.

Die einzige Möglichkeit war der Helikopter

Was sind die Gründe der Aktion «Alpfahrt mit dem Helikopter? Alt Sentenbauer und langjähriger Pächter der Auerenalp, Jakob Schnyder-Landolt, nimmt dazu gleich selbst Stellung: «Der Weg von Netstal auf die Auerenalp ist für eine Alpfahrt im jetzigen Zustand und ohne Holztreppen nicht geeignet und für unser Vieh eine Zumutung», erklärte Schnyder . Er beruft sich bei seiner Aussage auf die gesetzlichen Vorgaben in der Tierschutzverordnung. «Es wurden in den letzten Jahren bewusst keine fehlenden und kaputten Holztreppen mehr ersetzt und eingebaut. «Obwohl von uns Viehbauern, die ihre Tiere jeweils zur Sömmerung auf die Alp führen, mehrmals die zuständigen Ressorts und Fachstellenleiter aufgefordert wurden, diese Holztreppen zu ersetzen. Persönliche Gründe gegen die Bewirtschaftung solcher Alpen und fachliche Kenntnisse wurden mit Arroganz überspielt», erklärte Schnyder ziemlich aufgebracht. «Wer trägt die Verantwortung dieser Aktion? Ganz klar hat der Gemeinderat Glarus entschieden, dass die Auerenalp bewirtschaftet und der Weg selbstverständlich in Ordnung gestellt werde. Das ausführende Organ, wir sprechen vom Ressort «Forst und Landwirtschaft» hat ganz klar ihre Aufgabe nicht wahrgenommen. Der Fachstellenleiter und der Forstchef haben mit fadenscheinigen und unwahren Ausreden ihre Versäumnisse in den letzten drei Jahren zu erklären versucht». Ende Zitat Jakob Schnyder senior.

Persönliche Resentiment sind fehl am Platz

Fakt ist: Der Bergwanderweg von Netstal auf die Alp Aueren wird von der Forstabteilung der Gemeinde Glarus unterhalten. Im Beisein von Gemeinderat Hansjörg Schneider, Ressortleiter «Liegenschaften und Landwirtschaft» und Revierförster Richard Gisler anlässlich einer Besprechung mit dem Schreibenden im November 2019 erklärte Gisler, dass keine zwingenden Verpflichtungen bestehen, die von der letzten Alpabfahrt lädierten Holztritte zu ersetzen. Was früher für die Forstabteilung der Gemeinde Netstal selbstverständlich war, wurde nach Vereinbarungen mit den Einheitsgemeinden Riedern, Glarus, Ennenda und Netstal offenbar kommentarlos gestrichen. Ob solche Verpflichtungen und Aufgaben der Gemeinde Glarus in einem bestehenden Pachtvertrag enthalten sind, wissen nur der Pächter selbst und die zuständigen Verantwortlichen.

Bergwanderweg war über Monate gesperrt

Über mehrere Monate war der bei Bergsteigern und Wanderer sehr beliebte Bergwanderweg von Netstal auf die Auerenalp gesperrt. Piece de Résistance war eine Felsenpartie am Anfang des Aufstiegs, die abzubrechen drohte und die unterhalb des Felskopfes verlegte Druckleitung der Axpo gefährdete. Nach eingehenden Abklärungen durch die Forstabteilung der Gemeinde Glarus und der Axpo konnte der Aufstieg von Netstal auf die Auerenalp kürzlich wieder freigegeben werden, ohne dass die lädierten und von den letzten Alpabfahrt in Mitleidenschaft gezogenen Holztritte ersetzt wurden.

Alpfahrt 2020 mit dem Helikopter.

Die heutige Alpfahrt war ohne Zweifel nicht nur für den Pächter und die Älplerfamilie Schnyder ganz speziell, sondern wohl auch für deren Vieh. Im Dreiminutentakt wurden 33 Kühe von der Heli Linth auf dem Sackberg startend sicher hinüber auf den auf 1400 Meter über Meer gelegen unteren Stafel der Auerenalp geflogen. Ein Spektakel, welches zum Leidwesen des Pächters Köbi Schnyder (er hätte gerne auf einen solchen Rummel verzichtet) viel Publikum anlockte. Die Aueren-Alp gehörte ursprünglich einmal zur Gemeinde Netstal. Seit den Gemeindefusionen ist diese Alp, im Besitze der Gemeinde Glarus. Die Alp mit einem unteren, einem mittleren und einem oberen Stafel liegt zwischen 1'400 – 2’200 Meter über Meer. Über die Aueren-Alp, die seit 1954 von der Bauernfamilie Schnyder über Generationen hinweg bewirtschaftet wird, gibt es viele Geschichten. Der heutige Pächter Köbi Schnyder Junior ist mittlerweile bei der Leserschaft bestens bekannt wegen seinen spannenden und unterhaltsamen Erzählungen aus dem Leben eines Älplers, notabene in lupenreinem Glarner Dialekt geschrieben. In den steilen, steinigen Hängen weiden Kühe, Rinder und Ziegen. Der Pächter betreibt auf der Aueren-Alp eine reine Milchwirtschaft.